Es gibt Situationen, die brennen sich für immer in unser Gedächtnis. Gute und weniger gute Momente hinterlassen bleibende Eindrücke. Jetzt, am Ende des Jahres gehe ich nicht in das Drama, keine Angst... Nein, ich erinnere mich einfach nur an eine zauberhafte Begebenheit.
Es war Heiligabend und endlich fiel Schnee. Wie bestellt, pünktlich zum Fest wirbelten dicke Schneeflocken durch die Luft. Die Eltern hatten uns, meinen Bruder und mich, bestimmt nicht dazu eingeladen am späten Abend im Wald spazieren zu gehen, aber es lockte uns raus in die kalte frische Winterluft. Wir atmeten tief durch und machten uns auf Richtung Wald. Mein Bruder war schneller als ich und ich musste mich beeilen. Wie gewöhnlich liefen wir in einem Abstand von etwa drei Metern zueinander. Er war mir zu schnell, ich ihm zu langsam. Einigen konnten wir uns nicht, daher diese drei Meter. Ich glaube, das ist so eine typische Geschwistersache... Am Waldrand befand sich damals ein ehemaliges Restaurant mit weitläufigem Außengelände. In vergangenen Zeiten war der Biergarten gut besucht und man hatte gelegentlich auf einer minimalistischen Bühne für Unterhaltung gesorgt. Nun lag alles verlassen und still im Dunklen und der Schnee machte das Ganze zu einer mystischen Location. Plötzlich betrat mein Bruder diese kleine Bühne und fing an Mundharmonika zu spielen. Ich stand einfach da, verzaubert und stolz, was für einen coolen Bruder ich doch habe. Die drei Meter waren längst verziehen und ich merkte nicht, wie ich langsam einschneite. Jemand hatte die Uhr angehalten. Es war der perfekte Moment. Mein Bruder und ich befanden uns in einer Blase der Losgelöstheit. Abseits des Weihnachtstrubels, eingehüllt im Schneegestöber der beginnenden Nacht ertönte ein Konzert im Nichts. Ein Konzert für den Wald und für mich. Mögen wir im neuen Jahr viele solcher magischen Augenblicke kreieren und möge das neue Jahr uns ebenso mit wunderschönen Erlebnissen beschenken. Kommt gut hinein in ein frohes, friedliches, gesundes und gesegnetes Jahr 2019! Und zaubern bitte nicht vergessen... Während der letzten Jahre war ich von Zeit zu Zeit in Aachen, weil ich dort Weiterbildungen besuchte.
Unweit meines Domizils befindet sich ein Jüdischer Friedhof. Vor Seminarbeginn bin ich fast jedes Mal auf diesen besonderen Friedhof gegangen. Uralte hohe Bäume, von Efeu umrankt, geben alten verwaisten und neuen Gräbern Schutz. Im Schatten dieser grünen Lichtsäulen entdeckte ich unzählige Engel. Am Hauptweg wacht ein besonders großer Engel, hinter ihm eine Heerschar von Menschen, über eine Grabstelle. Dieser Engel verzauberte mich immer wieder und erschien mir wie ein Brückenbauer zu den Ahnen allgemein und meinen Ahnen. Er schenkte mir Trost und, wenn ich mich richtig erinnere, war er es, der mir den Text zu meinem Mantra „Herr, gib uns Trost“ zugeflüstert hat. Wenn dir das zu verrückt vorkommt, es wird noch verrückter... Sorry... An einem kalten Tag im Januar, es war gegen Mittag, spürte ich eine spezielle Veränderung auf diesem Jüdischen Friedhof: Ein überdimensionaler Engel breitete seine Flügel aus, in hellem Grau, es war der Engel des Ewigen Friedens. Nicht verwunderlich auf einem Fried-Hof... Jedenfalls ließ ich mich von diesem Engel einhüllen und beseelt fuhr ich mit einem Taxi zum Seminar. Es war ein sehr schöner Tag. Der ganz schrecklich für mich endete. Abends, zurück im Hotel, checkte ich mein Handy und erfuhr, dass unsere erste Hündin Aika eingeschlafen war, mittags, an diesem Tag. Der Engel des Ewigen Friedens hatte sie abgeholt und fortgetragen in ferne Welten. Die Engel sind so individuell wie wir Menschen und nach meiner Erfahrung offenbaren sich meist die Dinge, Zeichen und Botschaften ganz anders, als es sich unser Ego vorstellt oder wünscht. Engel hin und Engel her – Aikas Tod riss mir den Boden unter den Füßen weg und ich reiste zurück nach Hause, zurück zu ihr. Eine Welle aus Traurigkeit und Verzweiflung warf mich aus meiner Mitte; das nennt man Trauer. Monate später fand ich sie wieder, die Verbindung zu diesen beiden Engeln in Aachen und ich konnte das Geschenk sehen, das sie mir mit jeder Begegnung machen: Tiefer Frieden und Dankbarkeit für alles, für Vergangenes, Gegenwärtiges und noch im Verborgenen der Zukunft Liegendes wärmen mein Herz, heilen Wunden, die so mancher Abschied hinterlassen hat und geben Kraft für das Da-Sein. Tiefer Frieden und Dankbarkeit bringen Licht und Wärme, egal, ob du religiös bist oder nicht und wohin dein Weg dich geführt hat. Wir alle kommen irgendwann einmal nach Hause. Genießen wir das Leben und öffnen unsere Herzen in Liebe und Dankbarkeit. Ich danke Aika aus tiefster Seele dafür, dass sie über 14 Jahre bei uns war und uns begleitet hat. Ich wünsche allen Menschen, Tieren und Wesen auf unserer Erde Frohe Weihnachten und viel Segen. Aktuell wollte ich noch etwas hinzufügen, vielleicht mache ich das später - in einem anderen Beitrag... Ich weiß nicht, wie lange es her ist: Vor einigen Jahren wurde bei uns im Kino oft - ich glaube, nach der Werbung - zusätzlich eine Laser-Show vor dem Film präsentiert. Beim ersten Mal war das für mich noch interessant, später nur noch nervig und zeitraubend. Irgendwann nahmen die Betreiber des Kinos das Ganze Gott sei Dank aus dem Programm.
Ja, Gott sei Dank: Denn an trüben Tagen werden uns immer wieder auf's Neue viel viel schönere "Laser-Shows" geschenkt und zwar dann, wenn die Straßenlaternen beginnen zu leuchten. Am besten ist es, wenn Nebelschwaden sich durch dunkle Straßen schlängeln, ein leichter Nieselregen fällt und die Laternen neben Bäumen stehen. Dann schwimmen unzählige Lichtstrahlen geradezu in einem Meer von feinen Wassertröpfchen und hüllen die Äste, die letzten Blätter an den Bäumen oder die Tannenzweige in magisches Licht. Es gibt noch eine Steigerung dieser märchenhaften Szenerie. Dafür braucht es sanft fallende Schneeflocken. Diese sorgen dafür, dass du dich fühlst, als wärst du Teil einer dieser mit Wasser und Glitter befüllten Kugeln, die man schütteln kann, um sich in andere Welten mit freundlichen Schneemännern oder tanzenden Ballerinen zu beamen. Für diesen Abend, diese Nacht entsteht sozusagen eine kleine stille Bühne mit mystischer Beleuchtung. Eine Bühne en mineature mit oder ohne Darsteller, mit oder ohne Geschichte. Einfach nur zum Hinschauen, zum Genießen eines Zaubers im Alltag, am Straßenrand, zum Träumen... Die Details erschließen sich im Moment und liegen im Auge des Betrachters. Das eine oder andere Wunder kann sich schon zeigen... Mein Mann und ich sitzen in der Notaufnahme der Chirurgie. Ich habe mir Raum genommen und meinen schmerzenden Fuß hochgelegt.
Es geht hier ruhig und gesittet zu. Die Menschen reden leise miteinander. Ab und zu telefoniert jemand. Kurze Blicke, wir sitzen alle in demselben Boot. Und wir sind viele Patienten an diesem 1. Advent, wir müssen lange warten. Am Ende des Ganges geht eine Flügeltür immer wieder auf und zu. Inzwischen ist es dunkel geworden. Die Tür öffnet und schließt sich in einem nicht durchschaubaren Rhythmus. Menschen verschwinden in der verregneten Dunkelheit. Sie gehen hinaus und kommen nicht zurück. Andere wiederum werden hereintransportiert. Ein Kommen und Gehen. Die Personen, die fortgehen, sind aus dem Raum verschwunden, trotzdem sind sie noch irgendwo da; wir wissen nur nicht, was gerade mit ihnen passiert. Um die Ankommenden wird sich gekümmert. Jeder wird versorgt, wenn er an der Reihe ist, zu seiner Zeit. Ich bin dankbar, dass es diese Notaufnahme gibt, dass sich das Team hier meiner annimmt und ich mit der Gewissheit, dass mein Fuß nicht gebrochen ist, diesen Ort verlasse – nachdem das Notwendige getan wurde. Eine freundliche, mit vielen Jahren gesegnete Dame wünscht mir gute Besserung und lächelt mich an wie ein Engel. Ja, wir sitzen alle in einem Boot und es gibt Flügeltüren, durch die manchmal Menschen verschwinden.So ist das leider. Umso dankbarer bin ich für alle Menschen um mich herum, die mich lieben, die ich liebe und für alle Menschen in meinem Herzen, die inzwischen ein Stern geworden sind. |
Inés Witt
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