Was es mit dem Glück so auf sich hat, durfte ich diesen Sommer schmerzvoll erfahren.
Ein Mosaikstein mehr Verstehen. Ein Mosaikstein mehr Demut. Ein Mosaikstein mehr Loslassen. Dieser Sommer erschien mir endlos. Es war ein Sommer ohne Amy, ohne unsere liebe Hündin Amy. Sie war sehr krank. Ich glaube, bereits im Frühjahr bemerkten wir, dass etwas nicht stimmte. Es gab die Option, sie operieren zu lassen. Das Ganze hatten wir schon einmal durch. Vor zwei Jahren etwa. Damals ist die Operation geglückt. Dieses Mal ist die Operation nicht geglückt. Es ist einfach alles schief gelaufen. Es war alles geschehen, bevor wir dachten, es gäbe noch eine Lösung. Wir haben es schlichtweg oft nicht in der Hand, wohin der Weg sich offenbaren möchte. Wir sitzen in unserem Zug und können es nicht verhindern, dass jemand vor uns aussteigt. Wie eine Seifenblase zerplatzte der Traum, Amy noch eine Weile bei uns zu haben. Anfang Juli. Es ging schnell, schmerzhaft und unwiderruflich. Ich musste plötzlich entscheiden. Aber eigentlich war alles schon entschieden. Ich konnte nur noch loslassen. Amys Sterbeprozess war nicht wie in einem esoterischen Buch. Es kamen keine Engel. Jedenfalls nicht zu mir. Weil ich jetzt nicht wichtig war. Zu Amy kamen die Engel schon. Ich habe es ihr angesehen. Das ist der letzte Trost, der mir bleibt. Amys Seele wollte weiterwandern. Vielleicht. Die OP ist nicht geglückt. Die Uhren standen still diesen Sommer. Ich bin so froh, dass der Sommer vorbei ist. Im Herbst finde ich mich wieder. Ich fühle mich aufgehoben, wenn ich beobachte, wie die Blätter fallen. Ich fühle mich verstanden, wenn die Vögel ziehen. Ich fühle mich geborgen zu Hause, wenn es draußen eher dunkel wird. Dankbar blicke ich auf die Zeit mit Amy zurück. Sie war ein wundervoller Hund und ein unfassbar liebevolles Wesen. Sie war eine Jägerin. Eine wilde Hummel. Sie war sanft. Und sie war eine Heilerin. Danke, dass du bei uns warst, liebe Amy! Danke für sieben geglückte Jahre! |
Inés Witt
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