Gewisse Dinge passieren mir immer wieder.
Zum Beispiel, dass mir jemand die Vorfahrt nimmt. Das geschieht nicht selten. Ich kann es jedoch nicht ändern und somit rechne ich auch mit dieser Möglichkeit, wenn ich unterwegs bin. Außerdem sind mir wiederholt respektlose Menschen begegnet. Die mir sagen, was ich anzuziehen hätte. Schwarz stünde mir nicht. Oder mir ungefragt Ratschläge erteilen bezüglich meiner Haare oder welche Globluli ich schlucken soll. Tatsächlich saß auf einem Seminar eine Frau neben mir und betrachtete mich gründlich: "Schüßler Salz Nr. 11 wäre gut für dich." Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Google sagte mir, dass dieses Schüßler Salz gern bei einem schwachen Bindegewebe empfohlen wird. Ich sah der Dame wohl zu alt aus... Eine Kollegin griff mir mal in die Haare und sagte: "Die müssen ab." Was soll das? Also das Ding mit dem Respekt. Die Kehrseite der Medaille ist, dass die Leute mir vertrauen. Das bedeutet, Frauen setzen sich gern zu mir im Zug, wenn der - was zwar selten vorkommt, aber eben manchmal doch - sehr, sehr leer ist... Oder die Leute schütten mir ihr Herz aus. Das kann viel werden, aber ich bin dankbar für das Vertrauen. Trotzdem, das Ding mit dem Respekt. Neulich bekam ich auf Facebook eine Freundschaftsanfrage von einer Person, die ich im realen Leben kenne. "Ach, wie nett..." Nee, denkste Puppe. Gleich piepte der Messenger, sie hätte etwas gaaanz Tolles... Das hatte ich nicht erwartet. Ich war wirklich baff. Tja, das Ding mit dem Respekt. Denkt die Mehrheit der Menschheit, dass freundliche Exemplare auch gleichzeitig nach Strohhalmen in der Not Ausschau halten? Wenn mir wenigstens nur Fremde etwas aufschwatzen wollen würden... Rückblickend erinnere ich mich an mehrere diesbezügliche Vorfälle im Freundeskreis. Da ging es um Versicherungen, um Nahrungsergänzungsmittel, um Matratzen. Um viele Dinge mit einem Ergebnis: Die Freundschaft hatte sich bald erledigt. Freundschaft und Geschäfte funktionieren selten gleichzeitig. Geschäftsbeziehungen können freundschaftlich sein. Auf jeden Fall! Aber erst Freund, dann Verkäufer? Oder noch besser: Erst meine Freundin, als nächstes ist sie mein Coach? Klappt bei mir selten. Wenn ich Hilfe brauche, suche ich sie mir selbst. Wenn ich einen Coaching-Termin vereinbaren möchte, dann tue ich das einfach. Und nicht weil XY Klienten benötigt. Wie war das noch gleich mit dem Hund und dem Knochen? Jetzt schweife ich ab... Mögen wir alle miteinander respektvoll umgehen. Und begreifen, dass nicht jeder ein Coach ist. Und nicht jeder gecoacht werden will. Geschweige denn gecoacht werden muss... Vor vielen Jahren hatten wir im Busch hinter unserem Haus eine Spatzengang.
Sie zwitscherte und flog wild durcheinander. Sie war laut. Ein Wesen, das aus vielen bestand und unseren Garten belebte. Eines Tages bemerkte ich die Stille. Etwas fehlte und es dauerte eine Weile, bis ich gewahr wurde, dass die Spatzen weiter gezogen waren. Ich machte die in meinen Augen treulose Bande bald aus, sie hatte sich auf dem Grundstück drei Häuser weiter niedergelassen und tschilpte dort munter und fröhlich. Die Vögel wechseln ihre Orte. Katzen suchen sich Adoptiveltern aus. Die Tiere machen hier, was sie wollen... Am Wochenende sah ich die Spatzen ein Sandbad nehmen und dachte darüber nach, wieso sie uns wohl damals verlassen haben. Sie stoben davon und ich betrachtete zärtlich die kleinen Kuhlen im Sand. Ach, ja, die Spatzen... Sie haben mich erhört. Wir haben eine neue Spatzengang. Sie macht sich auf unserer Terrasse breit. Besetzt die Bank. Sie macht Lärm. Die schönen unscheinbaren Piepmätze zwitschern und fliegen wild durcheinander. Sie sind laut. Ein Wesen, das aus vielen besteht und unseren Garten belebt, ist zurück gekehrt. Oder ein neues ist zu uns gekommen. Weil die Tiere hier machen können, was sie wollen. In meinem Leben passiert gerade sehr viel, ich werde zu gegebener Zeit darüber berichten.
Wie schön, ein liebevolles Gebet beim Durchblättern eines Flyers von Pranahaus zu entdecken... Wie schön, dass Wunder für mich Wirklichkeit werden. Wie schön, dass mir das Leben wohl gesonnen ist. Mögest du auch diese Gnade erfahren. Mögest du ebenso dein Leben als Geschenk wahrnehmen können. Mit der Liebe, den Wegen, der Arbeit, der Freude und dem Rauschen der Blätter in den hohen Bäumen, während in der Ferne die Geräusche der Zivilisation ihre eigenen Melodien spielen. "Meine starken Schwingen tragen mich, zurück in meine Wiege. Mein Ort, wo die Seele ward geboren, dort, wo Alles Nichts ist, in Frieden eingebettet. Die Liebe allumfassend und bedingungslos. Sie zu spüren und Kraft meines Namens, glückselig im Herzen, wärmend und leuchtend, lieblich und rein, ganz in meinem Sein. Die Liebe zu mir selbst gewonnen. So gesegnet ich bin, wahrhaft ein göttliches Kind. Danke. Amen" (Renate Linsmeier: Gebete für die Seele in der neuen Zeit - Heilende Worte aus der geistigen Welt) Der Wind und der Zufall flüstern mir oft Begebenheiten zu. Aber manchmal kommen auch Erzählungen, Gedichte oder Lieder auf ganz anderm Wege zu mir...
Bei Facebook habe ich folgende Sufi-Geschichte gelesen, die ich hier teilen möchte: Ein König befragte einmal die Weisen an seinem Hof und sagte zu ihnen: „Ich lasse mir einen wunderschönen Ring machen. Ich habe die besten Diamanten, die man bekommen kann. Ich möchte in dem Ring eine verborgene Botschaft haben, die mir in Zeiten völliger Verzweiflung helfen kann. Sie muss sehr kurz sein, damit sie unter dem Diamanten des Rings verborgen werden kann.“ All die Weisen, all die großen Gelehrten hätten lange Abhandlungen darüber schreiben können. Aber ihm eine Botschaft zu geben, die nur zwei oder drei Worte enthielt und ihm in Zeiten größter Verzweiflung helfen würde… Sie dachten nach, sie schauten in ihre Bücher, aber sie konnten nichts finden. Der König hatte einen alten Diener, der ihm fast wie ein Vater war. Er war schon der Diener seines Vaters gewesen. Die Mutter des Königs war früh gestorben, und dieser Diener hatte sich um ihn gekümmert. Deshalb wurde er nicht wie ein Diener behandelt, und der König hatte großen Respekt vor ihm. Der alte Mann sagte: „Ich bin kein Weiser, bin nicht gebildet und nicht gelehrt, aber ich kenne die Botschaft. Es gibt nämlich nur eine Botschaft. Diese Männer können sie dir nicht geben. Nur ein Mystiker, jemand, der sich selbst erkannt hat, kann sie dir geben. Während meines langen Lebens im Palast bin ich allen möglichen Menschen begegnet, darunter einmal einem Mystiker. Er war bei deinem Vater zu Gast, und ich wurde ihm als Diener zugeteilt. Als er abreiste, gab er mir als Geste des Danks für meine Dienste diese Botschaft…“ Und er schrieb sie auf einen kleinen Zettel, faltete ihn zusammen und sagte zum König: „Lies sie nicht jetzt. Halte sie in deinem Ring verborgen und öffne sie erst, wenn alles gescheitert ist, wenn es keinen Ausweg mehr gibt.“ Diese Zeit sollte bald kommen. Das Land wurde überfallen, und der König verlor sein Reich. Er musste auf seinem Pferd fliehen um sein Leben zu retten, und die feindlichen Reiter verfolgten ihn. Er war allein; sie waren in der Überzahl. Er kam an einen Ort, wo er anhalten musste, weil der Weg zu Ende war – er stand an einer Klippe über einem tiefen Abgrund. Dort hinunter zu fallen, wäre das Ende gewesen. Er konnte nicht zurück, weil dort die Feinde waren, und er hörte bereits die Hufe ihrer Pferde. Er konnte nicht vorwärts gehen, und es gab keinen anderen Weg. Plötzlich erinnerte er sich an den Ring. Er öffnete ihn, nahm den Zettel heraus, und darauf stand eine kurze Botschaft von sehr wertvoller Bedeutung. Sie hieß: „Auch dies wird vorübergehen.“ Während er den Satz las, wurde er ganz still. „Auch dies wird vorübergehen.“ Und es ging vorüber. Alles geht vorbei. Nichts ist beständig in dieser Welt. Die Feinde, die ihn verfolgt hatten, hatten sich wohl im Wald verlaufen, hatten wohl einen falschen Weg eingeschlagen. Nach einer Weile konnte er die Laute ihrer Hufe nicht mehr hören. Der König verspürte große Dankbarkeit gegenüber seinem Diener und jenem unbekannten Mystiker. Diese Worte hatten wie ein Wunder gewirkt. Er faltete den Zettel wieder zusammen, steckte ihn zurück in den Ring. Er sammelte seine Truppen wieder um sich und eroberte sein Reich zurück. Und der Tag, an dem er siegreich wieder in seine Hauptstadt einzog, wurde in der ganzen Stadt großartig gefeiert, mit Musik und Tanz. Er war sehr stolz auf sich selbst. Der alte Mann ging neben seinem Wagen her. Er sagte: „Auch jetzt ist es wieder der richtige Moment. Schau die Botschaft noch einmal an.“ „Was meinst du damit?“ sagte der König. „Jetzt bin ich siegreich. Das Volk feiert mich. Ich bin nicht verzweifelt; ich bin in keiner auswegslosen Situation.“ „Hör mir zu,“ sagte der alte Mann. „Das hat mir der Heilige damals gesagt: Diese Botschaft ist nicht nur für Zeiten der Verzweiflung; sie ist auch für Zeiten der Freude. Sie gilt nicht nur, wenn du Verlierer bist. Sie gilt auch, wenn du Sieger bist; nicht nur wenn du der Letzte bist, sondern auch wenn du der Erste bist.“ Der König öffnete seinen Ring und las die Botschaft: „Auch dies wird vorübergehen.“ Und plötzlich überkam ihn derselbe Frieden, dieselbe Stille – mitten in der Menge, die jubilierte, feierte und tanzte. Sein Stolz, sein Ego waren verflogen. Alles geht vorüber. Er bat seinen alten Diener, in seinen Wagen zu kommen und neben ihm zu sitzen. Er fragte ihn: „Gibt es noch etwas? Alles geht vorüber… Deine Botschaft hat mir ungemein geholfen.“ Der alte Mann sagte: „Das Dritte, was mir der Weise damals sagte, war: ,Vergiss nicht, dass alles vorübergeht. Nur du bleibst, du bleibst ewig als Zeuge.’“ Alles geht vorbei, aber du bleibst. Du bist die Wirklichkeit; alles andere ist nur ein Traum. Es gibt schöne Träume, und es gibt Alpträume. Aber es spielt keine Rolle, ob es ein schöner Traum oder ein Alptraum ist. Was eine Rolle spielt, ist das, was den Traum sieht. Dieses Sehen ist die einzige Wirklichkeit. to swim (Englisch) = schwimmen
Im Oktober, es dauert noch ein wenig, ist es zwei Jahre her, dass ich beschlossen habe, wöchentlich einen Blogartikel bzw. Text zu verfassen. Ich schreibe und schreibe. Sehr unterstützend ist die Tatsache, dass mich bisher nicht die Inspiration verlassen hat. Neue Themen fließen mir zu. Ich schwimme. "Swim" heißt das neue Album der Sängerin und Musikerin Lisa Hannigan. Für mich gehört sie zu den am meisten zu wenig geschätzten Künstlern. Ich finde ihre Musik umwerfend, tief gehend, berührend, poetisch und einfach unfassbar schön. Erschüttert stelle ich fest, dass kaum jemand sie kennt. Ihre Lieder liebe ich dermaßen, dass ich mich mit ihren englischen Texten auseinandersetze. Lisa Hannigan ist aus Irland und singt englisch. Ihre Stimme hüllt mich ein wie Samt, egal, wie traurig oder optimistisch das jeweilige Lied daher kommt. Besonders mag ich "We the drowned": youtu.be/ytQQE859294 We, The Drowned We, the drowned Hold our hollow hearted ground Til we swallow ourselves down Again We, the ashes We spend our days like matches And burned ourselves as black as The end We know not the fire in which we burn But we sing and we sing And the flames grow higher We read not the pages which we turn But we sing and we sing and we sing We, the wrong We the sewn up and long gone Were before and all along Like this We, the drowned The lost and found out We are all finished again Deutsche Übersetzung: Wir, die Ertrunkenen Behaupten uns hohlherzig Bis wir uns wieder selbst herunterschlucken Wir, die Asche Wir verbringen unsere Tage wie Streichhölzer Und haben uns so schwarz verbrannt wie Das Ende Wir kennen das Feuer nicht, in dem wir brennen Aber wir singen und wir singen Und die Flammen wachsen höher Wir lesen die Seiten nicht, die wir umblättern Aber wir singen und wir singen und wir singen Wir, die Falschen Wir, die Zugenähten und längst Vergangenen Waren zuvor schon und immer schon So Wir, die Ertrunkenen Die Verlorenen und Erwischten Wir sind wieder ganz fertig Es ist diese Stärke im Aufgeben und Hingeben, jedoch wieder Aufstehen bzw. Stehenbleiben. "Aber wir singen und wir singen und wir singen..." Egal, was passiert, seinen Weg gehen. Den Weg, den es noch gar nicht gibt. Er wird erst sichtbar beim Zurückschauen. Dann siehst du, welche Hügel du schon überquert hast. Dann siehst du die Flüsse mit ihren Stromschnellen. Du bist da hindurchgewatet, hinübergeschwommen. Und selbst, wenn du dabei ertrunken bist, lebst du weiter. Merkst, dass du nicht gestorben bist, trotz deiner Verlorenheit. Gerade dann ist der richtige Moment, sich an ein Lagerfeuer zu setzen. Die Funken im Feuer senden einen Samen der Zuversicht in dein Herz. Was immer dein "Singen" ist, die Saat wird aufgehen. In dein Leben kommen wie die Amsel auf dem Dach gegenüber. Sie ist einfach da. Niemand fragt, warum sie "singt". Ich schreibe weiter. Ich singe weiter. Ich lebe weiter. Ein Fisch in einem riesigen Schwarm mit vielen Unbekannten. Ich schwimme. Das fühlt sich nicht gerade sicher an. Kein Grund unter den Füßen. "But we sing and we sing and we sing... " |
Inés Witt
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