Was ist das für eine verrückte Überschrift? Jetzt kommt bestimmt ein Stück Würfelzucker aufgebauscht zu einer riesengroßen Portion Zuckerwatte...
Vielleicht. Es geht um die Menschen, die im Badezimmer singen. Im Bad ist die Akustik oft gut und eingebettet in das Rauschen der Dusche singt es sich leicht aus voller Kehle. Da wird sich auch an große Opernarien herangetraut. Das ist super cool. Nur... Auf einem Seminar habe ich eine sympathische Frau getroffen, die schon fast ihr ganzes Leben davon träumt, einmal auf der Bühne zu stehen und ein Lied aus einem Musical zu singen. „Draußen ist Freiheit“, ich werde sie und ihre Sehnsucht nie vergessen, weil ihre Sehnsucht meiner Sehnsucht ähnlich ist. Ich werde sie und ihre Sehnsucht auch deshalb nicht vergessen, weil nach meiner Meinung dort, wo die Sehnsucht ist, gerade dort sich fast immer ein spannender Weg aufzeigt. Manchmal ist es schwierig, diesem Weg zu folgen. Aber so schwierig ist nun auch wieder nicht, weil es nicht zwangsläufig bedeutet, alles andere loszulassen oder gar abzulehnen. Obwohl es nicht große Schritte ausschließt, ist es möglich seinen Weg zu gehen in kleinen Schritten. Das mögen viele Menschen nicht hören. Dennoch öffnet der Weg der kleinen Schritte für manche Persönlichkeit exakt die Tür, die sie zu ihrer Bühne führt. Kleine Schritte, unfertige Lieder, nicht korrigierte Texte, unausgegorene Poesie – dafür möchte ich eine Lanze brechen. Wie wäre es, das Badezimmer umzutauschen gegen das Wohnzimmer und dieses wiederum gegen das Wohnzimmer deines besten Freundes? Wie wäre es, die Welt mit deiner Kreativität vielfältiger zu machen, Ideen zu verwirklichen, andere zu inspirieren mutiger zu sein? Es wird nicht viele interessieren... Meinst du? Jeder Mensch, der nach einer Begegnung mit dir glücklicher ist als vorher, zählt. Jeder Mensch, der nach einer Begegnung mit dir inspirierter ist als vorher, zählt. Und am Ende ist die Verwunderung groß, wie weit du gegangen bist. Als ich mir meinen Traum in der Metro von New York City zu singen erfüllte, war das Magie für mich.
Es war aufregend und herausfordernd zugleich, ich war glücklich und gleichzeitig ging mir durch den Kopf: „Ist das tatsächlich eine gute Idee?“ Ja, es war eine gute Idee. Ich machte wertvolle Erfahrungen. Menschen liefen an mir vorbei. Das ist so wie im alltäglichen Leben. Es kommt schon vor, dass ich übersehen werde. Wem passiert das nicht? Einige Leute lächelten. Auch wie im alltäglichen Leben. Einige Menschen mögen meine Musik. Ein paar Passanten blieben stehen und redeten mit mir. Viele schauten plötzlich entspannter drein und gingen anscheinend mit einer Melodie von mir im Ohr weiter. Außer dem Lächeln und den Gesprächen wurde mir auch Geld geschenkt. Ich bekam unendlich viel zurück. Trotzdem: Fast alle Menschen in der Metro haben es eilig. Deswegen ist es so genial in der New Yorker Metro zu singen. Du kannst es gar nicht persönlich nehmen, wenn du weniger Aufmerksamkeit bekommst, als du dir vielleicht wünschst. Die Leute sind auf dem Weg von A nach B und nicht auf einem Konzert. Punkt. Ich habe ohne Erwartungen gesungen, von Jetlag und Hitze gebeutelt. Möglicherweise hat das meine Alarmglocken leiser gestimmt und mich offen gemacht. Offen für die Freundlichkeit der Menschen und ihre Worte. Dass so viele Menschen an mir vorbei geeilt sind, wurde mir erst klar, als ich die Videoaufnahmen anschaute, die mein Mann gemacht hat. Aber, war da nicht der nette junge Mann, mit dem ich über Träume gesprochen hatte? Oder der, der sich bekreuzigte. Naja, der war etwas verrückt. Aber bin ich das nicht auch? Gott sei Dank? Und die Trommler, die mir fast willkommen waren, anstatt mich zu stören? Da war soviel und ich habe es aufgesogen wie ein Schwamm. Die Vorbeiläufer, Schwamm drüber! Eine Freundin und ich haben mal die These aufgestellt: Wenn du dein Feld (Land) verlässt, verlässt du auch leichter deine Muster. Ich möchte das Ganze jetzt weiterspinnen: Wenn du deine Komfortzone verlässt, verlässt du auch leichter deine Muster. Eigentlich wollte ich einen ganz anderen Text schreiben. Dieser entstand beim Abtippen einer Kladde. In einer Woche kommt dann etwas von dem, was ich ursprünglich vorhatte, hier zu Papier zu bringen. Hat auch was. Raus aus der Spur... Die Stille war sehr groß in mir,
der Weg nur geradeaus. Was immer aus den Wolken fiel, zerbrach mein schönes Haus. Die Stille war sehr groß in mir, die Stimmen draußen laut. Was immer aus den Wolken fiel, hätt' ich mich nur getraut. All' wir Menschen wissen nie, was aus den Wolken fällt. Still und groß träumt in mir ein blaues Märchenzelt. Ich liebe die Stille, ebenso den Rückzug im Sinne bei sich selbst anzukommen, auch der leisen inneren Stimme zuzuhören. Heute habe ich mir die Zeit genommen, den Blättern beim Fliegen und Fallen zuzuschauen, einfach zu beobachten und zu lauschen. Die Stille war sehr groß in mir... Wann hast du das letzte Mal selbstvergessen vor dich hin gesummt, gesungen,
etwas gezeichnet oder dir eine Geschichte ausgedacht? Du weißt es nicht? Ist das eine Weile her? Denkst du vielleicht, dass Zeichnen, Singen und andere kreative Dinge ein Privileg der Kinder und Jugendlichen sind? Da darf man sich noch ausprobieren? Jetzt, als Erwachsener, hat man Verantwortung und Pflichten. Der Ernst des Lebens hat uns voll im Griff. Aber ist das wirklich unser unausweichliches Schicksal? Ich bin davon überzeugt, dass es nicht so ist. Wir alle haben in uns ein Kind, das sich ausdrücken und experimentieren möchte. Wenn wir dieses innere kreative Kind sozusagen in den Keller schicken, berauben wir uns einer großen Glücks-, Kraft- und Friedensressource. Lassen wir als gut funktionierende Erwachsene also unser inneres kreatives Kind nicht leben und wirken, so wird dieses Kind solange bei uns anklopfen, bis wir sagen: „Komm’ herein! Schön, dass du da bist! Lass’ uns etwas Tolles machen!“ Ich habe mich im Laufe meines Erwachsenendaseins lange bemüht, allen Anforderungen gerecht zu werden. Es war nicht immer nur anstrengend und mühsam, es gab viele schöne Momente. Aber ich hörte immer diesen inneren Ruf: “Da ist noch mehr! Das kann nicht alles gewesen sein.“ Stück für Stück erschloss ich mir Frei-Räume. Zuerst war es eine halbe Stunde am Abend für Gymnastik. Später, mit über 40 Jahren, begann ich Klavierunterricht zu nehmen. Ich erfüllte mir damit einen lang gehegten Wunsch, jedoch zu-frieden machte es mich nicht. Viele Seminare habe ich besucht, eine geheime „Macht“ ließ mich nicht zur Ruhe kommen. Durch „Zufall“ lernte ich den spirituellen Lehrer und Operntenor Mark Fox kennen, seine Arbeit, das Loslassen von Perfektion, den Mut zur Peinlichkeit. „Oje, Peinlichkeit , was soll das mit Frieden finden zu tun haben?“, fragst du mich. Eine Menge: Wenn wir unsere hohen Messlatten wegwerfen, experimentieren wie die Kinder ohne ein festgezurrtes Ziel vor Augen, dann überschreiten wir eine magische Grenze! Während der Ausbildung zum True Voice Practitioner bei Mark und seiner Partnerin Angelika Thome begann ich mir Lieder auszudenken. Diese Lieder kamen wie Geschenke des Himmels zu mir, während ich in der Natur spazieren ging; sie flogen mir zu wie Vögel, egal, womit ich gerade beschäftigt war. Die Engel zogen an mir mit unsichtbaren Fäden, immer weiter, immer weiter: „Trau’ dich!“ „Trau’ dich!“, sagten auch Mark und viele andere Menschen. Solange, bis ich eine eigene CD aufgenommen habe. Solange, bis ich in meinen Liedern all den Schmerz, alte Verletzungen, die Sehnsüchte, Freude und Liebe, was wir ja alle in uns tragen, heraus-singen konnte. Heraus! Heraus! Wenn du dich frei-gesungen hast - es ist heraus -, fühlst du dich wie auf einer Sommerwiese nach einem heftigen Gewitter. Tiefer Frieden umarmt dich. Bienen summen, Vögel zwitschern, du siehst Libellen und Schmetterlinge, während du die kühle, frische Luft ein- und puh! ausatmest. Nun, deine Kreativität muss sich nicht wie ein Gewitter entladen. Warte nicht zu lange! Leg’ einfach los! Mache das, was dich ruft – dazu sollte Frei-Zeit doch eigentlich da sein. Für das Frei-Sein, für Dinge, Aktivitäten, die dich glücklich machen. Kennst du die Worte aus einem Gedicht von Aurelius Augustinus „Oh Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen!“ ? Wenn du deinem kreativen Weg weiter folgst, wirst du eines Tages feststellen, dass du Gesellschaft bekommen hast. Er wird neben dir sitzen und dich sanft anlächeln, der Engel des Friedens. Er wird dir gratulieren, dass du dir für deine Träume und Eingebungen Zeit genommen hast und dir ins Ohr flüstern „Kollege“. Wir geben indirekt auch anderen Menschen die Erlaubnis kreativ zu sein, wenn wir unsere Kreativität leben. So werden wir selbst zu Kreativitäts- und Friedensengeln. Wir alle wollen Frieden. Fangen wir bei uns an, finden wir Frieden mit den Gaben, die Gott uns in die Wiege gelegt hat, und bringen diese in die Welt!ffff Dieser Text von mir wurde auf engelmagazin.de am 07.12.2017 veröffentlicht. Ich wünsche dir viel Freude und Inspiration! :) |
Inés Witt
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