Ich habe mir neulich den Lifestream einer von mir sehr geschätzten Künstlerin angeschaut.
Sie stellte eine Frage in den Raum und ich wusste die perfekte Antwort. Schnell schrieb ich das Zauberwort in den Chat. Sie erzählte weiter und weiter, scrollte sich durch die Kommentare, ging auf den einen oder anderen ein. Und... sie nannte genau das Zauberwort. Aber sie hat nicht mitbekommen, dass ich es schon erwähnt hatte. Ach ja, wie schade, dachte ich. Übersehen zu werden, nicht gehört. Irgendwie in der Masse zu verschwinden. Ein mir vertrautes Phänomen. Ach ja, wie schade. Wem geht das manchmal nicht ähnlich? Als ich kurz davor stand, meine CD zu veröffentlichen, sagten mir andere Menschen: "Was denkst du dir dabei? Es gibt schon so viele? Warum soll sich überhaupt jemand für deine Musik interessieren?", sie schauten mich an, als hätte ich den Verstand verloren. "Wenn ich nicht daran glauben würde, dass meine CD Wege finden wird zu den Leuten, dann hätte ich doch keine Chance, meinen Traum umzusetzen. Ich glaube einfach. Was heraus kommt, kommt." Die "Traumfänger" im kritischen Sinne hatten selbst eine CD aufgenommen. Argwöhnisch sahen sie mich an. War da Neid auf meine Unbedarftheit mit im Spiel? Meine damaligen Gesprächspartner wurden für ihren Geschmack zu wenig beachtet und geachtet. Mutmaßte ich. Ach ja, schade. Vor einer Woche ging es hier in meinem Blog um den Aal und die Spiritualität der Tiere. Eben habe ich gerade nachgeschaut, welche Bedeutung dem Aal als Krafttier beigemessen wird. Oh, da stand eine Menge im Internet. Was bei mir hängen blieb, waren die Themen Neid, Rückzug und Tarnung. Der Aal will nicht gesehen werden. Er durchlebt sogar eine Phase als durchsichtiger Aal, in welcher er als "Glasaal" bezeichnet wird. Die Unsichtbarkeit, das Verschwimmen mit all dem, was schon da ist, kann eine Gnade sein, weil sie vor Dingen schützt, die mich überfordern oder gar zerstören könnten. Werde ich gesehen, projiziert meine Umgebung Positives auf mich, aber auch Negatives. Kann ich das Negative aushalten? Warum ist der Aal in mein Leben geschwommen vor einigen Tagen? Worauf möchte er mich aufmerksam machen? Ich habe oft das Gefühl, ich habe eine Aura aus Glas. Durchsichtig, zerbrechlich. Manchmal denke ich auch an Luft oder ein Nichts. Dinge fließen durch mich hindurch. Oder lassen mich zerspringen. Das, was mir verloren geht durch die Unsichtbarkeit, wiegt wenig im Vergleich zu dem goldenen Mantel, den sie mir schenkt. Die Unsichtbarkeit ist nichts "Schlechtes". Als Glasaal lerne ich meine Ressourcen achtsam einzuschätzen und auf meine Intuition zu hören. Als Glasfalter weiß ich, dass ich fliegen lernen kann und mir während dieser Phase eine Tarnkappe zur Verfügung steht. Als gläserne Frau achte ich auf meine Gedanken, Gefühle, höre hin, was sie mir vermitteln wollen. Wo besteht Änderungsbedarf? Denn ich könnte zerfallen in Tausend Einzelteile. Das weiß ich als gläsernes Wesen. Somit schwimme ich gern mit dem Aal, lasse die Metamorphosen zu und erkenne die Geschenke, die mir eine gewisse Unsichtbarkeit in den Schoß legt. Ein Baum wächst nicht über Nacht. Gar nicht schade. Ich habe Zeit. Wie viel, weiß ich nicht. Aber ich bin mir sicher, dass es reichen wird. Um die zu werden, die ich im Tiefsten meine Seele schon seit Ewigkeiten bin. Comments are closed.
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Inés Witt
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