Ich erzählte einer Person, der ich vollkommen vertraute, von gesundheitlichen Problemen, die mich belasteten.
An den Füßen hatte sich das Ärgernis Gott sei Dank aufgelöst, aber nun machte es sich mitten in meinem Gesicht breit, direkt auf der Nasenspitze. Ein seltsames Gebilde, das ich hier nicht näher beschreiben möchte ... Es geht darum, wie mein Gegenüber reagierte und agierte: Dieser Mensch sah mir fest in die Augen und wies auf meine Nasenspitze und sagte energisch: „Da ist nichts!!!“ Wir gingen zur Tagesordnung über und arbeiteten an einem Projekt. Wir verabschiedeten uns, ich fuhr nach Hause. Der Abend verlief ganz normal, ich ging schlafen irgendwann. Tja, und am nächsten Morgen schaute ich in den Spiegel und da war nichts! Das war weder Schönreden noch Gutdenken. Es war etwas anderes: Anteilnahme und fast eine Beschwörung. Manche Menschen haben diese Gabe. Aber es gibt auch eine Kehrseite in dieser Angelegenheit. Dort wird wirklich Allerlei schöngeredet, was eine Katastrophe ist und gutgedacht, was gar nicht gut ist. Ein junges Mädchen hat seinen ersten Liebeskummer und ihm wird vor den Latz geknallt: „Ist nicht so schlimm. Stell’ dich nicht so an. Da kommen noch andere, bessere Jungs.“ Jemand wird gemobbt und bekommt zu hören, das sei eine tolle Möglichkeit zu wachsen und stärker zu werden. Eine Frau berichtet von einer Vergewaltigung. „Das hast du dir wohl für dieses Leben vorgenommen.“ Wie bitte? Wir müssen nicht alles wegstreicheln, wegtrösten oder weganalysieren, denn der Schmerz und auch die Verzweiflung gehören zum Leben dazu und wollen ernst- und angenommen werden. Vieles mag eine Illusion sein. Jedoch ist das Leben real. Wir mögen Energiewesen sein. Allerdings sind wir vor allem eins: Wir sind Menschen. Und wenn es weh tut, tut es weh. Schön, wenn wir das Gespür entwickeln, zu unterscheiden, wann ein forsches „Vorwärts!“ und wann unser schlichtes Mittragen einer persönlichen Herausforderung angebracht ist. Schön, wenn wir das achten, was die Personen in unserer Umgebung ausstrahlen und wir uns immer wieder bewusst machen, was wir selbst aussenden. Schön, wenn wir fühlen, was unser Gegenüber „braucht“ und was nicht. Ich werde die Begegnung, die ich eingangs geschildert habe, niemals vergessen. Da war nichts!!!! Und darin lag soviel ... ... reinste Nächstenliebe. Comments are closed.
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Inés Witt
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