Das, was ich jetzt erzähle, sollte nicht ganz für bare Münze genommen werden.
Dennoch haben die Dinge sich in etwa so zugetragen. Wer eine Ratten- und Mäusephobie hat, sollte diese Geschichte lieber nicht lesen!! Denn ich konnte die Ereignisse nur so gut händeln, weil ich die meisten Tiere liebe, auch eben Ratten und Mäuse. Ich bin der Typ Frau, der sich eher kaputt lacht, wenn eine Maus aus dem Nichts auftaucht. Also, ich springe dann nicht wie im Film auf den Tisch und rufe um Hilfe. Mich erschrecken ganz andere Dinge... Wir leben in einer ausgebauten 140 Jahre alten Doppelhaus-Hälfte. Als wir dort in den 80er Jahren eingezogen, war alles so sehr provisorisch, dass der Abschnittsbevollmächtigte mutmaßte, wir würden sowieso bald in die BRD ausreisen. Unser WC befand sich unter einer Art Hühnerleiter im Flur, die zum Dachboden führte. Mehrmals huschte ein Mäuslein durch dieses winzige Etwas von einem Raum, während ich dort auf dem Klo saß. Die Maus kam, sah und verschwand jedesmal blitzschnell. Kein Grund, sich Sorgen zu machen. Während der Umbauarbeiten wurden Rohre für Wasser und Abwasser neu verlegt. Da die teilweise noch nicht angeschlossen waren, ragten sie etwa 20 cm aus dem Fußboden. Um beim Provisorischen zu bleiben, diese Rohrenden waren mit alten Müllsäcken aus Plastik verschlossen. Man musste ja nehmen, was zur einem zur Verfügung stand. Nun passierte eines Tages Folgendes: Die Ratten aus der Kanalisation, ja, gewissermaßen die Kanalratten , fraßen sich da einfach durch. Die Aussicht auf Nahrhaftes und etwas Wärme hatte sie angelockt und nun flitzten neben den Mäusen auch Ratten durch unser neues Domizil. Das waren harte Zeiten, sage ich euch. Jedoch wir waren jung und konnten einiges ab. Jetzt aber hat eine Ratte echt den Vogel abgeschossen. Wir haben nämlich immer noch ein Rohrproblem. Aus einem ursprünglich neben dem Schlafzimmer geplanten Zweitbad im oberen Stockwerk wurde ein begehbarer Schrank. Wir hatten es nicht so dicke. Und der Stauraum hat sich sehr bewährt. Kurzum, in diesem Mini-Schrank-Zimmer gibt es wieder, genau richtig geraten, Rohrenden, die nicht ganz fachgerecht verschlossen waren. Und die ... An jenem Abend war ich viel eher als sonst schlafen gegangen. Mit einer Wärmflasche. Mein Mann musste noch etwas vorbereiten für die Arbeit und war aufgeblieben. Lange aufgeblieben. Vielleicht zu lange aufgeblieben... Ich schlief gut ein, drehte mich mal in die eine und die andere Richtung. Irgendwann, so im Halbschlaf, griff ich nach der zur Seite gerollten Wärmflasche und drückte sie mir an den Bauch und ... ... sie quiekte und sie fasste sich sehr merkwürdig an... wie ein hartes Plüschtier. Huch!! Sofort war ich hellwach, machte das Licht an und schrie wild umher. Diese Aktion war mir nun doch zu dicht. Die Ratte flüchtete aus dem kuschligen Bett und war genauso erschrocken wie ich. Das arme Tier. Wegen dem Zeter und Mordio kam mein Mann, öffnete die Tür und die Ratte raste runter in das Badezimmer im Erdgeschoss. Nebenan in der Küche jaulte unsere Amy wie ein Wolf. Die Nachbarn lieben uns noch immer... Es war eine denkwürdige Nacht. Das Tier aus der Unterwelt wollte sich nicht vertreiben lassen und fauchte und fletschte die Zähne. Mein Mann hatte sich vorgenommen, mit Hilfe eines Besens das Ganze unverletzt aufzulösen. Die Ratte biss sich voller Wut und Verzweiflung in dem hölzernen Hilfsmittel fest. Letztendlich wurde der Feger samt Ratte auf unserer Auffahrt deponiert. Meine bessere Hälfte hat sich anschließend um die Eintrittspforte des ungebetenen Gastes gekümmert. Mein Job war es, unsere Hündin mit ein paar Leckerli über die verpasste wilde Jagd hinweg zu trösten. Am nächsten Morgen wurde der Besen wieder in den Haushalt integriert. Die Ratte hat ihn zum Glück nicht als Trophäe mitgenommen. Ja, so ist das mit der alten Bausubstanz und dem ganzen Firlefanz. Man bekommt Stoff für die absurdesten Spukballaden und muss sich ein dickes - ähm - Fell wachsen lassen. Haach, wenn es kalt ist, ich liebe meine Wärmflasche, nach wie vor. Wir schlafen gut und träumen süß. Und Mäuse gibt es nur noch im Schuppen. Kein Grund, sich Sorgen zu machen... Comments are closed.
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Inés Witt
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