Als ich Maren kennenlernte, wusste ich nicht, auf was ich mich einließ.
Maren hatte schulterlanges Haar, ich trug einen Kurzhaarschnitt. Meine Freundin kleidete sich viel eleganter als ich. Durch sie inspiriert besitze ich einen coolen Trenchcoat, den ich ungefähr zweimal getragen habe. Ich hatte eine extravagante weiße Hose und eine passende Bluse dazu. Diese beiden Kleidungsstücke benutzte ich nie und gab sie weg. Meine Haare ließ ich wachsen. Ich wollte sie mir hochstecken können, so wie meine Freundin das tat. Maren hatte Nymphensittiche. Wir holten uns auch Nymphensittiche. Maren hat ihre verschenkt, weil sie ihr zu laut waren. Wir haben unsere Nymphies behalten. Maren zog vor etwa zehn Jahren weit weg und der Kontakt ist eingeschlafen. Die modebegeisterte Freundin ist aus meinem Leben verschwunden, aber ich habe jetzt seit mehr als fünfzehn Jahren lange Haare und die haben eine Art Seele bekommen. Meine Haare sind sogar noch länger als die von Maren damals. Und liebe Menschen, es ist eine Tragödie, wenn du merkst, dein Zopf ist zu einem Körperteil von dir geworden und du ahnst, wenn du ihn abschneidest, wird dir krass etwas fehlen. Ich hatte und habe einfach zu lange lange Haare. Davor sollte Frau oder Mann sich in Acht nehmen. Das ist ein Luxusproblem. Ich weiß. Trotzdem kann man das Ganze auch philosophisch betrachten. Ich habe einen Teil meiner Flexibilität verloren. Und je mehr ich darüber nachdenke, mir mangelt es an Spontanität, an Freude auf Überraschungen und Neugier, Freude über Veränderungen. Irgendetwas ist suboptimal gelaufen. Jünger werde ich auch nicht. Vielleicht halte ich deshalb an diesen langen Haaren fest... Ich bekam einen Zopf und nun ist er da. Er erinnert mich an meine Freundin, die vermutlich inzwischen zigmal ihre Frisur gewechselt hat. So kann es einem ergehen... Ich habe aufgehört, mich zu verändern. Das sagt mir mein Zopf. Comments are closed.
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Inés Witt
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