Wieso soll Geld „lieb“ sein? Ich drücke mich so aus, weil oft das Gegenteil wahrgenommen wird: Das Geld sei „schlecht“ oder „böse“.
Dabei ist Geld einfach. Es ist. Für mich stellt es eine Ressource da, mit der man tolle Dinge anstellen kann, wie zum Beispiel Reisen unternehmen, in’s Sportstudio oder in in’s Theater gehen oder etwas spenden für einen guten und sinnvollen Zweck. Manche Menschen denken, sie haben es nicht verdient, im Wohlstand zu leben. Bewusst oder unbewusst. Und was jemand unter Wohlstand versteht, variiert natürlich auch noch – ein weites Feld... Dazu fällt mir folgende Begebenheit ein: Im Haus meiner Großmutter in Kühlungsborn wohnte eine sehr freundliche ältere Dame mit ihrem Hund. Sie hatte gerade genug zum Leben, konnte sich allerdings keinen Luxus leisten. Ihre Wohnung war klein, sie trug einfache Kleidung. Ich glaube, sie vereiste nie. Auch an Besuch kann ich mich nicht erinnern. Jede Woche ging diese Frau zum Zeitungskiosk um die Ecke und kaufte sich einen Lottoschein. Sie nahm immer die gleichen Zahlen. Immer. Davor kann ich nur warnen. Denn: Eines Tages wurde sie von einer schweren Grippe heimgesucht und war dadurch nicht in der Lage, sich ihren Lottoschein zu holen und ihre Kreuze zu machen. Unglücklicherweise hat sie auch niemanden gebeten, das für sie zu erledigen. Ihre Zahlen waren alle richtig, Volltreffer – in der Woche, in der sie wider Willen ausgesetzt hatte. Allein die Tatsache, dass diese Nachbarin Lotto gespielt hat, lässt darauf schließen, dass sie irgendwelche Träume hatte, Wünsche, die sie sich erfüllen wollte mit Hilfe eines Lottogewinns... Ich empfand das Ganze als sehr tragisch und die Dame sicher um Vieles mehr. Es sollte einfach nicht sein. Es sollte einfach nicht sein. Oder ein inneres Selbstsabotageprogramm hatte sie krank werden lassen, damit der Reichtum verhindert wird. Irgendwann hat die Frau das Desaster verkraftet und das Beste aus der Situation gemacht. Sie ist mit ihrem Hund im Wald spazieren gegangen. Manchmal, an guten Tagen, hat sie es trotz ihres hohen Alters bis an die Ostsee geschafft und sich den Wind um die Nase wehen lassen. Ein Vergnügen, das Gott sei Dank umsonst ist. Comments are closed.
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Inés Witt
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