Inés Witt
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 Mut  zur  Kreativität
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Die Sucht nach der Suche und nach der Selbstoptimierung

30/4/2020

 
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Vorweg: Verzeiht mir bitte die Ironie. Ich liebe es zuweilen, die Sachverhalte zu überzeichnen.
Es ist ernst gemeint, was ich schreibe, aber nicht hundertprozentig ernst.
Humor ist eine schöne Ressource.
​Widersprüche zu akzeptieren ebenso.

Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, dann gibt es dort viel Nichts.
Entweder ich war noch nicht soweit, es war unwichtig oder richtig blöd. Daher die Lücken.
Wenn ich an meine Jugend denke,  sehe ich vor allen Dingen Probleme.
Ganz viele Probleme.
Wahrscheinlich ist es das, was ich von Anbeginn dieses irdischen Daseins gelernt habe:
Es muss immer etwas verändert werden.
Denn: So, wie es ist, ist es nicht gut.
Sehr wichtig: So, wie es ist, ist es nicht gut genug.
Uuuund, gaaanz wichtig: So, wie ich bin, das reicht nicht, um gut zu sein.
So, wie ich bin, das gehört verändert, weil sonst Katastrophe.
Damals fühlte ich mich wie ein Baum.
Das ist schon mal recht größenwahnsinnig und genau: da muss etwas umgestaltet werden.
Solche Äste, die kreuz und quer wachsen... Na, wo kommen wir denn da hin?
Großer Gott, was soll bloß mal aus mir werden?
Solche Auswüchse an Phantasie müssen weg.
Weg damit in den Müll! Biomüll, wir sind schließlich anständige Leute.
Da muss man schon vernünftig sortieren.

Stopp!
Das war. Das war wahr.
Jetzt bin ich erwachsen und kann mir meine Gärtner, wenn ich denn meine sie zu brauchen, selbst aussuchen. 
Apropos Aussuchen - ja, ich suche immer wieder. 
Ich möchte wachsen.
Aber muss ich mich dazu krass verändern?
Um beim Baum zu bleiben: Nimmt sich unsere japanische Kirsche vor, dieses Jahr jetzt endlich mal professionell zu blühen und obendrein mindestens zwanzig Zentimeter an Höhe zu gewinnen?
WTF, sie lebt einfach und erfreut mich wie jedes Jahr im Frühling mit ihrem sanften rosa Zauber. 

In geführten Meditationen wird oft vermittelt, es wäre wohltuend, im Hier und Jetzt anzukommen.
Doch, kaum bin ich da gelandet, wird von Veränderungen gesprochen, die wir uns wünschen.
Da werden alle unsere Sehnsüchte wachgeküsst. 
Dass wir uns einen Partner wünschen, eine liebevolle Beziehung, liebe Freunde und einen tollen Job.  Dass wir unsere verrücktesten Ideen umsetzen, logischerweise mit  genug Geld auf dem Konto...
Und - merkt ihr den Trick?
​Wir werden über liebevoll gestrickte Brücken aus Sehn-Süchten in ein Labyrinth der Träume geführt.
Wenn wir labil sind, wie ich zum Beispiel, kann das zu  beachtlichem Chaos im Kopf führen.
Erschüttert blicken wir auf einen imaginären Trümmerhaufen, denn diese schönen Sachen, von denen die Rede ist, die sind nicht real. Sie sind verdammt noch mal nicht da!!!
Und was bedeutet das?
Unsere Gegenwart reicht nicht, sie ist nicht gut genug. Es muss anders, weil in diesem Fall selbstverständlich - besser - werden!
Wir müssen da ran.
Unser Jetzt ist unzureichend.
Und weil uns das im höchsten Maße belastet, hören wir uns die nächste und die übernächste Meditation an, schauen das hundertste Video über das Wachstum unserer heiligen Seele und fahren nach Corona zum fünfzigsten Seminar. 
Wir sitzen verfallen in der Sucht nach Selbstoptimierung wie das Kaninchen vor der Schlange, lassen uns hypnotisieren und verlieren dabei einen gehörigen Teil unserer Zu-Frieden-Heit.
Dabei ist es jedoch bewiesen, wie gesundheitsfördernd der Innere Friede wirkt.
Also, meine Meinung: Cool down!
​Du bist super, wie du bist.
Du bist toll,  auch wenn du bestimmt Dinge nicht "schaffst".
Dein Partner/Kollege ist klasse, obwohl er sich vielleicht nicht für das Webinar interessiert, welches du gerade absolvierst.
Dein Nachbar ist ein großartiger Künstler trotz der originellen Klarinetten-Töne, mit denen er dich immer auf's Neue beglückt.
Und wenn deine Kinder anders ticken als du, sie sind wundervoll.
Es ist gut, wie es ist.
Natürlich gibt es Ausnahmen.
Aber daran kann man ja arbeiten. Dafür gibt es schließlich Bücher und Kurse...

Das hier soll kein Bashing von wertvollen Lehrern und Coaches sein!
Ich bin vielen Menschen aus dieser Richtung unfassbar dankbar.

Mir geht es um die Relation. Um das Verarbeiten. Um das auch mal Sein-Lassen.
Das Durchatmen und Vertrauen in die eigenen Kräfte, die eigene Resilienz.

Wir sind stärker, als wir denken. 
Wir sind erfolgreich.
Wir leben.
Jetzt.


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    Inés Witt
    Singer/Songwriter
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    "Die Kreativität
    ​in sich zu sehen,
    ist eine Kunst -
    wer aus ihr schöpft,
    ist ein Künstler."
    Wilma Eudenbach



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