Es ist heute im Zug, wie schon der Name sagt, zugig.
Eingemummelt sitze ich auf meinem Platz. Eben gerade wurde ich vom Schaffner angezählt, dass mein Gepäck gefälligst in die Ablage nach oben gehört. Wie ich das hinbekommen soll, mein Problem. Also zur Ungemütlichkeit gesellen sich die Unfreundlichkeit und das Kommando. Jetzt kommt auch noch ein Interviewer in unseren Waggon. Er lädt jeden Fahrgast freundlich aber direkt ein, seine Fragen zu beantworten. Die Gespräche, die nun erfolgen, kann jeder mithören. Ich erfahre so zum Beispiel, dass die beiden Personen, die vor mir sitzen, dienstlich unterwegs sind und nach Berlin Steglitz reisen. Vorher haben sie die U-Bahn genutzt und ihre Tickets hat ihre Sekretärin für sie online gebucht. Ja, der gewichtig auftretende Mann macht nur seine Arbeit, also urteile ich nicht, stelle mich jedoch schlafend. Aber dann werde ich hellwach: „Achtung, Achtung! Zugführerwechsel!“, eine ältere Dame mit wilden, grauen Locken und lässiger Kleidung schiebt ein süßes kleines Mädchen vor sich her. Die Lütte muss wohl auf die Toilette oder hat Hunger und es geht zum Bordbistro. Meine Nachbarin lächelt. Ich finde das Ganze ebenso sehr lustig. Eine Weile später kehrt das fröhliche Duo zurück. „Vielen Dank, dass Sie mit der Deutschen Bahn reisen, musst du sagen!“ ertönt eine beeindruckend laute Altstimme. Der Mädchen lacht und seine Großmutter hat auch sichtlich Spaß. Was für ein Gaudi! Es zaubert ein Lächeln auf die müden Gesichter der Menschen. (Der Interviewer starrt aus dem Fenster. Weil er im Dienst ist, denke ich.) Wie ich sie liebe, diese kauzigen, bunten Vögel, die unorthodoxen weisen Frauen, die schon den Jüngsten vorleben, wie man kreativ und humorvoll durch das Leben gehen kann, bzw. durch den Zug… Comments are closed.
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Inés Witt
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