Man kann vom Bergsteigen halten, was man will.
Ich bin aus dem Norden, da gibt es keine Berge. Als Jugendliche war ich in Rumänien im Retezat-Gebirge und bei der ersten Gratwanderung sagte ich zu den anderen, dass ich lieber zurück zu unseren Zelten umkehre. So habe ich es auch getan, den Tag lieber an einem Gebirgssee gechillt und Bergziegen beobachtet. Allein in diese Region zu kommen, hatte mich mehrmals an meine Grenzen gebracht. Einmal bin ich am Hang kleben geblieben, eine Person mit viel Kraft musste mich "retten". Es gab auch Tage, da lief ich die Hänge hoch wie von Gott getragen, es ging leicht, aber das waren Ausnahmen. Es war ein großes Abenteuer für mich und ich habe solche herausfordernden Aktionen nicht wiederholt. Immer gerne wieder wandern, aber nicht so krass, so lange und mit so viel Gepäck auf dem Rücken. Ganz im Gegensatz zu Helga Hengge, der Autorin von "Seven Summits". Sie hat sich vorgenommen den jeweils höchsten Berg eines jeden Kontinents zu erklimmen, dafür hart trainiert und das Ganze durchgezogen. Also in keinster Weise zu vergleichen mit meinem Trip. Nun möchte ich einiges aus ihrem Buch "Seven Summits" zitieren, denn sie beschreibt Verhaltensweisen von Menschen, die mich zum Beispiel absolut "zerstört" und entmutigt hätten. So haben einige hartgesottene Bergsteiger sie Barbie genannt. Das ist schon blöd, aber noch heftiger waren die Worte eines anderen Kollegen am Mount Everest, die er zum Abschied an sie richtete - oder besser gesagt - auf sie gerichtet hat: "Wenn du es zum Gipfel schaffst, dann gebe ich das Bergsteigen auf." Vorher hatte er, dessen Gipfelsturm nicht von Erfolg gekrönt war, sich über ein amerikanisches Team ausgelassen: "Wenn diese Clowns da alle raufsteigen, was bedeutet der Everest dann noch. Das ist doch ein einziger Affenzirkus hier. Mir langt's." Dass er Helga Hengge auch zu diesen "Clowns" zählte, stand sowieso im Raum und dann: "Wenn DU es zum Gipfel schaffst, dann gebe ICH das Bergsteigen auf." Das ist so, als würde mir eine Person vermitteln , wenn so ein Volltrottel wie ich in der Lage ist, einen Blog zu schreiben, wird er nie wieder in seinem Leben irgendeinen Text verfassen. Oder wenn so eine Tussi wie ich Auto fahren kann, wird er sich nicht mehr an's Steuer setzen. Dieses Runtermachen lässt sich beliebig fortsetzen. Leider. Und es passiert ja auch. Wieso Menschen das tun, ist mir unbegreiflich, obwohl sich fast immer eine "Erklärung" dafür finden lässt. Um das Ganze positiv abzuschließen hier die weisen Worte eines Sherpas: "Weißt du Helga, du musst dir keine Sorgen machen, Chomolungma ( dies ist der ursprüngliche Name vom Mount Everest, Anm. von mir ) hat uns den Sturm geschickt, weil sie gemerkt hat, dass wir nicht mehr stark genug sind, damit wir Zeit haben, uns auszuruhen und wieder zu Kräften zu kommen. Und wenn sie merkt, dass wir soweit sind, dann wird sie uns die Sonne schicken, und dann werden wir mit Leichtigkeit aufbrechen und zum Gipfel aufsteigen." Das ist das Besondere an dem Buch "Seven Summits": es entführt einen auf eine philosophische, ganzheitliche, nahezu magische Art und Weise in den Kosmos des Extrembergsteigens. "Seven Summits" inspiriert, macht Mut, lässt den Horizont unendlich werden und seinen Leser weiser zurückkehren in das ganz alltägliche Leben mit seinen Herausforderungen, Hürden, Zaubermomenten, Engeln und Hoffnungsräubern. Ich hoffe, dass das auch bei mir funktioniert... Comments are closed.
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Inés Witt
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