Im November legt sich der Nebel wie ein stiller Schleier über die Welt
und scheint die Konturen zu verwischen, bis alles weich und sanft erscheint. Er hüllt uns ein, taucht die Landschaft in eine geheimnisvolle Ruhe und dämpft die Farben sowie sämtliche Geräusche. Wenn wir im Nebel gehen, verlieren wir die klare Sicht auf das Außen. Wir werden auf uns selbst zurückgeworfen. Da ist nichts mehr, das ablenkt – nur dieses sanfte, graue Schweigen, das uns begleitet, während wir Schritt für Schritt die stillen Schwaden durchqueren. Doch in diesen Momenten spüre ich, dass der Nebel nicht nur draußen ist. Denn ich bin mir des Nebels in meinem Leben sehr wohl bewusst. In meinem Inneren gibt es auch diesen Nebel, einen Schleier, der sich immer wieder auf mein Leben legt. Er lässt mich innehalten und stellt mich vor die Aufgabe, mich in mir selbst zu orientieren. Im Nebel meines Lebens verliere ich manchmal die Klarheit, doch gerade das zwingt mich dazu, tiefer zu blicken. Wenn die äußeren Formen verschwimmen, sind es oft die inneren Wahrheiten, die auftauchen, die ich sonst vielleicht übersehen würde. So gehe ich durch den Nebel, innen wie außen, und werde mir bewusst, dass dieser Zustand eine Gnade ist. Der Nebel in meinem Leben lässt mich zur Ruhe kommen, meine eigenen Schritte hören und mir selbst begegnen. Er lädt mich dazu ein, die Welt leiser zu sehen, den Raum zu spüren, in dem ich mich gerade befinde und die Unklarheit als Teil meines Weges zu akzeptieren. In dieser gedämpften Stille finde ich etwas Kostbares: die Möglichkeit, mir nah zu sein, mich selbst zu spüren und den Nebel nicht nur als etwas Fremdes, sondern als Teil meiner eigenen Reise zu betrachten. Comments are closed.
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Inés Witt
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