Dieses Jahr ernte ich nicht.
Nicht weil die Felder unfruchtbar waren oder es keinen Regen gab, die Sonne nicht ausreichend geschienen hat, sondern weil ich selbst nicht in der Lage war, die Früchte meiner Arbeit einzusammeln. Eine Krankheit hat mich niedergeworfen. Ich dachte an die Worte von Friedrich Nietzsche: „Wer ein Warum zum Leben hat, erträgt fast jedes Wie.“ Doch das „Warum“ ist schwer zu greifen, wenn der Körper nicht mehr mit dem Geist im Einklang steht und das „Wie“ zu einer unüberwindbaren Hürde wird. Die Felder, die ich einst mit Sorgfalt bestellt habe, liegen brach. Das Gefühl, die Früchte meiner Mühen nicht einholen zu können, schmerzt. Es bleibt mir nur zu hoffen, dass in mir etwas Neues entstehen kann während der Auszeit, die mir diese Erkrankung auferlegt hat. Die verlorene Ernte ist ein Verlust, ja, doch sie erinnert mich daran, dass das Leben sich nicht allein in den sichtbaren Erfolgen misst. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass nach jedem Winter ein Frühling folgt und dass die Kräfte, die ich jetzt verliere, in einer anderen Form zu mir zurückkehren werden. Vielleicht nicht als reiche Ernte, aber als inneres Wachstum, als tieferes Verständnis für das Leben und seine unvorhersehbaren Wege. Comments are closed.
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Inés Witt
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