Ich habe immer wieder in meinem Leben davon geträumt, mein Zimmer aufzuschließen.
Nein, nicht im metaphorischem Sinne, ganz real: Ich stellte mir vor, wie ich den Schlüssel in das Schloss stecke und ihn umdrehe, wie ich die Tür öffne und den Raum betrete, in welchem ich einer Tätigkeit nachgehe, die mich erfüllt. Dort, in meinem Zimmer war etwas, womit ich mich beschäftigen kann. Dort befand sich etwas, das die Welt etwas vollkommener macht. Dort wartete das Mosaik-Steinchen, welches ich beisteuern darf für den Teppich der Menschheit. Solche Räume fand ich. Und ich verlor sie. Weil sie gingen oder ich diese Räume verließ... aus verschiedenen Gründen. Ja, so war das mit dem Zimmer... Es gibt zahlreiche Meditationen über irgendwelche Räume, Bereiche, Zimmer, die wir betreten. Irgendwann gab ich auf. Mir wurde bewusst, dass mein Wunsch, mein Zimmer aufzuschließen mehrmals erhört worden ist und dass nun die Zeit gekommen ist, es anzuerkennen, dass gewisse Dinge einem nicht mehr zur Verfügung stehen. Es gibt nun einmal Zeiten mit dem Zimmer und welche ohne. Ich kam in meiner Zeit ohne Zimmer an. Ich sagte mir, es ist in Ordnung. Und ich werde mit diesem Traum alt werden. Liebe Menschen, manchmal ist es schön, mit Träumen alt zu werden. Denn dann kann man sich darauf irgendwie einrichten und ausruhen, weil, das Schicksal wollte es halt so oder die Sterne standen ungünstig. Und dann gibt es noch die Träume, die auf einmal wahr werden. Sie werden oft erst wahr, wenn wir sie nicht mehr so arg herbeiwünschen. Das ist eine subtile Geschichte: Je mehr du anfängst zu vertrauen, bekommst du Grund zu vertrauen. Je mehr du loslässt, bekommst du Grund loszulassen. Je mehr du Freude empfindest, bekommst du Grund zur Freude. Nun betrete ich mein Zimmer und finde hier alle Freiheit der Welt. Es gibt viele Vorhänge, die ich noch zur Seite schieben werde. Zahlreiche Schränke mit geheimen Fächern. Mehrere Vasen, für Blumen, die ich in diesen Raum tragen werde. Das ist meine große Freiheit. Der Weg geht oft nach Innen. Meine Freiheit begann genau dort: Innen. Comments are closed.
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Inés Witt
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