Ich weiß nicht, ob ich diese Geschichte vom Frosch im Topf hier schon einmal geteilt habe.
Das kann durchaus sein, weil ich mir nicht alles in diesem Blog durchlese, bevor ich etwas Neues veröffentliche. Es geht nicht um Perfektion auf dieser Seite. Tja, kommen wir zum Frosch. Um ihn rankt sich ein Mythos: genannt das „Boiling Frog Syndrom“. Versucht man einen Frosch in heißes Wasser zu setzen, springt er sofort wieder raus, weil er die Gefahr für Leib und Leben spürt. Ganz anders geschieht es, wenn man einen Frosch in einen Topf mit kaltem Wasser setzt und diesen langsam erhitzt. Dann bleibt er sitzen, passt sich an und wartet so lange, bis es zu spät ist und er stirbt. Nicht wenige Menschen verhalten sich wie ein Frosch: Haben sie sich erst einmal gewöhnt an irgendwelche Umstände, harren sie aus, obwohl sie bemerken, dass die Bedingungen immer schlechter werden… Und geht es uns jetzt nicht allen mehr oder weniger wie dem Frosch? Was trainieren wir uns gerade alles ab: Nähe Gemeinschaft Vertrauen Hilfsbereitschaft Nein sagen Andere Meinungen akzeptieren Zu sich stehen Lebensfreude Bewegung Ausdruck Ich glaube, da fällt jedem etwas ein, etwas auf. Wir können das Meiste, was gerade im Moment passiert, nicht ändern. Aber wir können aus dem Topf springen. Aus dem Topf, der sich immer mehr erhitzt. Wir können unseren Raum halten, unseren Raum, der nur uns gehört. Wir können verhindern, dass das Gift der Angst und der Panik unseren inneren Garten verdorren lässt. Wir können verhindern, dass das Gift der Angst und der Panik unsere goldene Hülle zerreißt. Wir können verhindern, dass das Gift der Angst und der Panik tief in unsere Seele sickert. Sorgen wir einfach gut für uns, bleiben emphatisch mit uns und unseren Mitmenschen. Ich habe diese ganze Spalterei so satt. Ich springe aus dem blöden Topf. Ich mag Frösche, aber ich bin keiner. Don't panic! Lange habe ich hier nichts geschrieben.
Der Blog, ach ja, lasse ich ihn los? Lohnt es sich, weiter zu machen? Bei all der Vergänglichkeit, Schnelllebigkeit und dem gleichzeitigen Stillstand? Wozu das Ganze? "Wozu das Ganze?" Eine Frage, die sich mir immer wieder stellt... "Eine Frage, die sich mir immer wieder stellt?", ist das grammatikalisch korrekt? Keine Ahnung, ich stelle mir die Frage selbst, aber das Leben stellt sie mir auch. Heute habe ich Birken beobachtet. Ihr zartes Grün. Die fragilen Zweige mit erwachendem Leben. Von der Frühlingssonne geküsst. "Flirrende Hoffnung", fiel mir dazu ein. Und wie das so ist, wenn die Gedanken anfangen zu wandern, kamen sie irgendwann am Nachmittag an in einer Geschichte, die ich vor einiger Zeit gefunden habe. Einer Erzählung über das Bewusstsein und die Weisheit, dass alles Irdische der Vergänglichkeit unterliegt. Hier nun die Sufi-Geschichte: Ein König befragte seine Weisen: „Ich lasse mir einen wunderschönen Ring machen. Ich habe die besten Diamanten, die man bekommen kann. Ich möchte in dem Ring eine verborgene Botschaft haben, die mir in Zeiten völliger Verzweiflung helfen kann. Sie muss sehr kurz sein, damit sie unter dem Diamanten des Rings verborgen werden kann.“ All die Weisen und großen Gelehrten hätten lange Abhandlungen darüber schreiben können. Aber eine kurze Botschaftin nur zwei, drei Worten … Sie dachten nach, schauten in ihre Bücher, aber dies erschien ihnen unmöglich. . Am Hof gab es einen Diener, der schon im Dienste des königlichen Vaters stand. Die Mutter des Königs war früh verstorben. Der Diener hatte sich liebevoll um ihn gekümmert. Deshalb wurde er nicht wie ein Diener behandelt. Der König hatte großen Respekt vor ihm. Also ließ er seinen Diener kommen und befragte ihn. Der alte Mann sagte: „Ich bin kein Weiser, bin nicht gebildet und nicht gelehrt, aber ich kenne die Botschaft. Es gibt nämlich nur eine Botschaft. Diese Männer können sie dir nicht geben. Nur jemand, der sich selbst erkannt hat, kann sie dir geben. Während meines langen Lebens im Palast bin ich allen möglichen Menschen begegnet. Habe viel gesehen, erfahren. Wurde immer gut von euch behandelt. Als Geste meines Dankes gebe ich euch diese Botschaft. Und er schrieb sie auf einen kleinen Zettel, faltete ihn zusammen und sagte zum König: „Lies sie nicht jetzt. Halte sie in deinem Ring verborgen und öffne sie erst, wenn alles gescheitert ist, wenn es keinen Ausweg mehr gibt.“ . Diese Zeit sollte bald kommen. Das Land wurde überfallen, und der König verlor sein Reich. Er musste auf seinem Pferd fliehen, um sein Leben zu retten. Die feindlichen Reiter verfolgten ihn, sie waren in der Überzahl. Er war ganz alleine. Da kam er an einen Ort, wo der Weg zu Ende war. Vor ihm eine Klippe über einem tiefen Abgrund. Dort hinunterzustürzen, wäre sein Ende gewesen. Zurück konnte er wegen der feindlichen Reiter nicht, er hörte bereits die Hufe ihrer Pferde. Es gab keinen anderen Weg. . Plötzlich erinnerte er sich an den Ring. Er öffnete ihn, nahm den Zettel heraus, und darauf stand eine kurze wertvolle Botschaft: „Auch dies wird vorübergehen.“ Während er den Satz las, wurde er ganz still. „Auch dies wird vorübergehen.“ Und es ging vorüber. Alles geht vorbei. Nichts ist beständig in dieser Welt. Die Feinde, die ihn verfolgt hatten, hatten wohl einen falschen Weg eingeschlagen. Nach einer Weile waren die Laute ihrer Hufe nicht mehr zu hören. Der König verspürte große Dankbarkeit gegenüber seinem Diener. Diese Worte hatten wie ein Wunder auf ihn gewirkt. Er faltete den Zettel wieder zusammen, steckte ihn zurück in den Ring. Er sammelte seine Truppen wieder ein und eroberte sein Reich zurück. . Der Tag, an dem er siegreich wieder in seine Hauptstadt einzog, wurde in der ganzen Stadt großartig mit Musik und Tanz gefeiert. Er war sehr stolz auf sich selbst. Der alte Mann ging neben seinem Wagen her und sagte: „Auch jetzt ist es wieder der richtige Moment. Schau die Botschaft noch einmal an.“ „Was meinst du damit?“fragte der König. „Jetzt bin ich siegreich. Das Volk feiert mich. Ich bin nicht verzweifelt. Ich bin in keiner auswegslosen Situation.“ „Hör mir zu,“ sagte der alte Mann. „Diese Botschaft ist nicht nur für Zeiten der Verzweiflung. Sie ist auch für Zeiten der Freude. Sie gilt nicht nur, wenn du Verlierer bist. Sie gilt auch, wenn du Sieger bist. Nicht nur wenn du der Letzte bist, sondern auch wenn du der Erste bist.“ Der König öffnete seinen Ring und las die Botschaft: „Auch dies wird vorübergehen.“ . Plötzlich überkam ihn derselbe Frieden, dieselbe Stille – mitten in der Menge, die jubilierte, feierte und tanzte. Sein Stolz, sein Ego waren verflogen. Alles geht vorüber. Er bat seinen alten Diener, in seinen Wagen zu kommen und neben ihm zu sitzen. Er fragte ihn: „ Alles geht vorüber. Gibt es noch etwas, was du mir dazu mitteilen möchtest?“ Der alte Mann sagte: „Vergiss nicht, dass alles vorübergeht. Nur du bleibst, du bleibst ewig als Zeuge. Alles geht vorbei, aber du bleibst. Du bist die Wirklichkeit. Alles andere ist nur ein Traum, ein Schein, eine Momentaufnahme." Es gibt schöne Träume, und es gibt Alpträume. Aber es spielt keine Rolle, ob es ein schöner Traum oder ein Alptraum ist. Was eine Rolle spielt, ist das, was den Traum sieht. Dieses Sehen ist die einzige Wirklichkeit. Ich möchte hier nicht darüber schreiben, dass es gut ist, Dinge auszusitzen oder zu ertragen.
Sondern eher, was meine Haltung mit mir macht, wenn ich in einer für mich gefühlt herausfordernden Situation bin. Außerdem: ich will nicht jammern. Es gibt genug Menschen, die stundenlang allein schon am Arbeitsplatz Mund- und Nasenschutz tragen müssen. Was ich erzähle, ist ein Beispiel, einfach eine kleine Geschichte aus dem Alltag. Nun aber zum Thema: Meine Haltung kann mich in das Drama katapultieren, ich werde emotional und verhalte mich schlimmstenfalls wie ein Kleinkind. Die Tränen lassen sich nicht aufhalten und ich weiß nicht, ob ich gleich explodiere oder vielleicht doch lieber in Ohnmacht falle. Meine Einstellung kann mich allerdings auch erden, sachlich die Dinge in Augenschein nehmen lassen. So dass ich aus der Ruhe heraus handle und dabei die Realität einfach sein lasse. Das Ganze habe ich heute beim Friseur erfahren. Zwei Stunden musste ich Maske tragen. Die Friseurin auch, aber die war in meinen Augen viel stabiler als ich. Beim Haarewaschen bin ich fast eingeschlafen, beim Umhergehen rumgetorkelt, weil Sauerstoffmangel. Aber ich bin ruhig geblieben und dachte mit einem Anflug von schwarzem Humor über die Symptome der Höhenkrankheit nach. Darüber, wie es ist, wenn die Luft knapp wird und man langsam in eine andere Welt abdriftet. Gefährlich war es schließlich nicht für mich. Wenn ich weggeklappt wäre, hätten dort die Leute mich bestimmt an die frische Luft gebracht. Ich habe die Situation akzeptiert. Das lag aber nicht daran, dass ich mich inzwischen krass weiterentwickelt hätte oder so. Denn vor einigen Monaten habe ich einen Friseur-Salon fluchtartig verlassen, weil ich Schnappatmung bekommen habe. Mit diesem Mund-Nasen-Schutz. Ich musste lange warten und dann sagte es in mir: Raus! Weg hier! Dass ich dieses Mal gelassen geblieben bin, lag an der "neuen" Friseurin. Sie war freundlich. Kompetent. Hat nichts Überflüssiges gemacht, wollte mir nichts aufschwatzen. Projekt Haaransatz und fertig. Ihre sympathische Gelassenheit hat etwas mit mir gemacht. Ich habe meine Haltung geändert. Meine Haltung hat mich gerettet. In erster Instanz natürlich die der Friseurin. Aber dann bin ich mit ihr gegangen und in ihrem Habitus gelandet. Lästig, das Ganze, nicht zu ändern. Machen wir das Beste daraus. Bleiben wir klar. Seien wir freundlich und milde. Auch mit uns selbst. Vieles - eine Frage der Haltung. Neulich fiel bei mir in einem Online-Kurs der sprichwörtliche Groschen.
Es ging um Adjektive und Adverbien, die etwas hervorheben, unterstreichen wie: "unglaublich", "sehr", "besonders", "extrem"... Es ging um einen aus meiner Sicht recht dramatischen Bericht, der viele dieser "Verstärker" beinhaltete. Eine Teilnehmerin teilte ihre Geschichte mit uns. Die Leiterin des Workshops setzte den Impuls, doch mal alle diese steigernden Zusätze wegzulassen. Ich las nun diese Beschreibung ohne die Potenzierungen und es wurde schlichtweg eine Schilderung von Erinnerungen und Erlebnissen. Aus dem dramatischen Bericht wurde eine Erzählung. Oh, sofort musste ich an mich denken! Wie ich die Dinge sehe und beschreibe in meinem Umfeld: oft durch eine verzerrende Brille. Dadurch, dass ich unangenehme Sachverhalte noch betone, lege ich meinen Fokus darauf und weil die Energie den Gedanken folgt, mache ich Vieles schlimmer, als es eigentlich ist. Das Getuschel da eben galt mir, nicht wahr? (So ein Mist, niemand mag mich!) Der Hexenschuss bringt unheimliche Schmerzen mit sich. (Das halte ich nicht aus!) Ich habe die letzten Monate schrecklich viel zugenommen. (Ich bin fett!) Meine Haare habe ich extrem kürzen lassen. (Wie dumm von mir!) Die Maskenpflicht vergällt mir absolut den Gang in die Stadt. (Wie schrecklich!) Meine Haut reagiert unglaublich empfindlich auf die Sonne, so dass ich oft einen unfassbar starken Sonnenbrand hatte. (Hätte ich doch eine dunklere Haut!) Ich habe als Jugendliche krasse, waghalsige Bergtouren unternommen. (Wie leichtsinnig!) In der Schule war ich schon immer völlig anders, als es von mir erwartet wurde. (Genau, ich war ein Außenseiter! Siehe oben, keiner mag mich!) Ich konnte damals bereits viel, viel mehr sehen als nur das uns real Umgebende. (Ich Träumerle!) Mit elf Jahren hatte ich eine fürchterliche Lungenentzündung. (Fast wäre ich gestorben! Viel hat nicht gefehlt!) Jetzt mal sachlich: Da wird geredet. (Okay.) Ich hatte einen Hexenschuss. (Das wird vergehen.) Während der letzten Monate habe ich 2 kg zugenommen. (Na, und?) Von meinen Haaren habe ich ca. 10 cm abgeschnitten. (Die wachsen wieder.) Wegen der Maskenpflicht gehe ich seltener in die Stadt. (Ich kann es nicht ändern.) Ich habe eine sonnenempfindliche Haut. (Das kann ich auch nicht ändern. Sonnenschutz nehmen.) Als Jugendliche habe ich Bergtouren unternommen. (Hat Spaß gemacht, ich liebe die Natur.) In der Schule war ich nicht jemand, der im Mittelpunkt steht. (Kann nicht jeder im Mittelpunkt sein.) Ich war ein feinfühliges Kind. (Ist doch schön.) Mit elf Jahren hatte ich eine Lungenentzündung. (Ja, hatte ich.) Ganz nebenbei wird das Drama aus meinen Erinnerungen verabschiedet. Ganz nebenbei wird das Drama auch aus meiner jetzigen Wahrnehmung genommen. Die Dinge sind, wie sie sind. Wenn ich nicht überall etwas herein interpretiere, wird das Leben leichter. Ich trage keine imaginären Rucksäcke mit den Titeln "womöglich" oder "hätte, wäre, könnte". Ich bewerte nicht alles und jeden um mich herum. Das tut mir gut. Auch den Beziehungen zwischen meinen Mitmenschen und mir. Und den anderen tut es ebenfalls gut. Wer hat schon Lust, als Projektionsfläche für die Befindlichkeiten von sonstwem gebraucht zu werden? Ich bin ich. Und du bist du. Das ist so. Gut. Ein herzliches Dankeschön an Mirjana Petricevic und die "Wilden Weiber"! Ich erinnere mich noch gut an ein Video von Sabrina Fox.
Wer das ist? Das weiss ich, ehrlich gesagt, selbst nicht wirklich... Sabrina Fox ist Schriftstellerin, Künstlerin, sieht sich vielleicht auch als Lehrerin oder Medium. Mir geht es wenig darum, wer sie ist. Mir geht es darum, was sie in diesem oben genannten Video getan hat. Engelkongress. Viel Sternenstaub und Esoterik. Eine große Bühne. Darauf die sympathische Sabrina. Eine Frau mit einem herzlichen Lächeln. Sie scherzte mit dem Publikum. Ich glaube, es ging um Herzenswünsche oder Ähnliches. Sie hätte die Lösung. Sabrina hielt eine quadratische Box in den Händen. Darin wäre die Entschlüsselung aller Probleme und Herausforderungen .... Sie ermunterte die Leute, ihr Antworten zu geben. Und machte das Ganze richtig spannend. Sabrina Fox ließ nach viel Hin und Her die Katze aus dem Sack. Sie entnahm der Schachtel einen Zettel mit dem Wort darauf: Arbeit. Der Schlüssel zu allen Dingen war: Arbeit. Schlichtweg: Arbeit. Egal, was du willst, es wird Arbeit kosten. Übung und Mühe. Kein Meister fällt vom Himmel, wie es in einem alten Sprichwort geschrieben steht. Es geht hier nicht um den Broterwerb. Es geht um seelisches Wachstum, um Selbstverwirklichung. Egal, was du anpackst, es wird dir nicht alles zufallen. Vom Meditieren bekommst du keine Erfüllung. (Vielleicht doch, ich möchte das hier nicht ausschließen.) Jedoch: die Erfüllung liegt in der Umsetzung, im Tun. Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede. Nichts Neues. Aber ich fand die Idee mit der Box und dem Mittel zur Wunscherfüllung darin schon cool. Dass es ausgerechnet Arbeit ist, kann ich nicht ändern. Stattdessen der Sabrina Fox nur Recht geben. Egal, was du willst, es wird Arbeit kosten. Übung und Mühe. Kein Meister fällt vom Himmel, wie es in einem altes Sprichwort geschrieben steht. Auf, auf... Ich habe immer wieder in meinem Leben davon geträumt, mein Zimmer aufzuschließen.
Nein, nicht im metaphorischem Sinne, ganz real: Ich stellte mir vor, wie ich den Schlüssel in das Schloss stecke und ihn umdrehe, wie ich die Tür öffne und den Raum betrete, in welchem ich einer Tätigkeit nachgehe, die mich erfüllt. Dort, in meinem Zimmer war etwas, womit ich mich beschäftigen kann. Dort befand sich etwas, das die Welt etwas vollkommener macht. Dort wartete das Mosaik-Steinchen, welches ich beisteuern darf für den Teppich der Menschheit. Solche Räume fand ich. Und ich verlor sie. Weil sie gingen oder ich diese Räume verließ... aus verschiedenen Gründen. Ja, so war das mit dem Zimmer... Es gibt zahlreiche Meditationen über irgendwelche Räume, Bereiche, Zimmer, die wir betreten. Irgendwann gab ich auf. Mir wurde bewusst, dass mein Wunsch, mein Zimmer aufzuschließen mehrmals erhört worden ist und dass nun die Zeit gekommen ist, es anzuerkennen, dass gewisse Dinge einem nicht mehr zur Verfügung stehen. Es gibt nun einmal Zeiten mit dem Zimmer und welche ohne. Ich kam in meiner Zeit ohne Zimmer an. Ich sagte mir, es ist in Ordnung. Und ich werde mit diesem Traum alt werden. Liebe Menschen, manchmal ist es schön, mit Träumen alt zu werden. Denn dann kann man sich darauf irgendwie einrichten und ausruhen, weil, das Schicksal wollte es halt so oder die Sterne standen ungünstig. Und dann gibt es noch die Träume, die auf einmal wahr werden. Sie werden oft erst wahr, wenn wir sie nicht mehr so arg herbeiwünschen. Das ist eine subtile Geschichte: Je mehr du anfängst zu vertrauen, bekommst du Grund zu vertrauen. Je mehr du loslässt, bekommst du Grund loszulassen. Je mehr du Freude empfindest, bekommst du Grund zur Freude. Nun betrete ich mein Zimmer und finde hier alle Freiheit der Welt. Es gibt viele Vorhänge, die ich noch zur Seite schieben werde. Zahlreiche Schränke mit geheimen Fächern. Mehrere Vasen, für Blumen, die ich in diesen Raum tragen werde. Das ist meine große Freiheit. Der Weg geht oft nach Innen. Meine Freiheit begann genau dort: Innen. Gewisse Dinge passieren mir immer wieder.
Zum Beispiel, dass mir jemand die Vorfahrt nimmt. Das geschieht nicht selten. Ich kann es jedoch nicht ändern und somit rechne ich auch mit dieser Möglichkeit, wenn ich unterwegs bin. Außerdem sind mir wiederholt respektlose Menschen begegnet. Die mir sagen, was ich anzuziehen hätte. Schwarz stünde mir nicht. Oder mir ungefragt Ratschläge erteilen bezüglich meiner Haare oder welche Globluli ich schlucken soll. Tatsächlich saß auf einem Seminar eine Frau neben mir und betrachtete mich gründlich: "Schüßler Salz Nr. 11 wäre gut für dich." Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Google sagte mir, dass dieses Schüßler Salz gern bei einem schwachen Bindegewebe empfohlen wird. Ich sah der Dame wohl zu alt aus... Eine Kollegin griff mir mal in die Haare und sagte: "Die müssen ab." Was soll das? Also das Ding mit dem Respekt. Die Kehrseite der Medaille ist, dass die Leute mir vertrauen. Das bedeutet, Frauen setzen sich gern zu mir im Zug, wenn der - was zwar selten vorkommt, aber eben manchmal doch - sehr, sehr leer ist... Oder die Leute schütten mir ihr Herz aus. Das kann viel werden, aber ich bin dankbar für das Vertrauen. Trotzdem, das Ding mit dem Respekt. Neulich bekam ich auf Facebook eine Freundschaftsanfrage von einer Person, die ich im realen Leben kenne. "Ach, wie nett..." Nee, denkste Puppe. Gleich piepte der Messenger, sie hätte etwas gaaanz Tolles... Das hatte ich nicht erwartet. Ich war wirklich baff. Tja, das Ding mit dem Respekt. Denkt die Mehrheit der Menschheit, dass freundliche Exemplare auch gleichzeitig nach Strohhalmen in der Not Ausschau halten? Wenn mir wenigstens nur Fremde etwas aufschwatzen wollen würden... Rückblickend erinnere ich mich an mehrere diesbezügliche Vorfälle im Freundeskreis. Da ging es um Versicherungen, um Nahrungsergänzungsmittel, um Matratzen. Um viele Dinge mit einem Ergebnis: Die Freundschaft hatte sich bald erledigt. Freundschaft und Geschäfte funktionieren selten gleichzeitig. Geschäftsbeziehungen können freundschaftlich sein. Auf jeden Fall! Aber erst Freund, dann Verkäufer? Oder noch besser: Erst meine Freundin, als nächstes ist sie mein Coach? Klappt bei mir selten. Wenn ich Hilfe brauche, suche ich sie mir selbst. Wenn ich einen Coaching-Termin vereinbaren möchte, dann tue ich das einfach. Und nicht weil XY Klienten benötigt. Wie war das noch gleich mit dem Hund und dem Knochen? Jetzt schweife ich ab... Mögen wir alle miteinander respektvoll umgehen. Und begreifen, dass nicht jeder ein Coach ist. Und nicht jeder gecoacht werden will. Geschweige denn gecoacht werden muss... Vor vielen Jahren hatten wir im Busch hinter unserem Haus eine Spatzengang.
Sie zwitscherte und flog wild durcheinander. Sie war laut. Ein Wesen, das aus vielen bestand und unseren Garten belebte. Eines Tages bemerkte ich die Stille. Etwas fehlte und es dauerte eine Weile, bis ich gewahr wurde, dass die Spatzen weiter gezogen waren. Ich machte die in meinen Augen treulose Bande bald aus, sie hatte sich auf dem Grundstück drei Häuser weiter niedergelassen und tschilpte dort munter und fröhlich. Die Vögel wechseln ihre Orte. Katzen suchen sich Adoptiveltern aus. Die Tiere machen hier, was sie wollen... Am Wochenende sah ich die Spatzen ein Sandbad nehmen und dachte darüber nach, wieso sie uns wohl damals verlassen haben. Sie stoben davon und ich betrachtete zärtlich die kleinen Kuhlen im Sand. Ach, ja, die Spatzen... Sie haben mich erhört. Wir haben eine neue Spatzengang. Sie macht sich auf unserer Terrasse breit. Besetzt die Bank. Sie macht Lärm. Die schönen unscheinbaren Piepmätze zwitschern und fliegen wild durcheinander. Sie sind laut. Ein Wesen, das aus vielen besteht und unseren Garten belebt, ist zurück gekehrt. Oder ein neues ist zu uns gekommen. Weil die Tiere hier machen können, was sie wollen. In meinem Leben passiert gerade sehr viel, ich werde zu gegebener Zeit darüber berichten.
Wie schön, ein liebevolles Gebet beim Durchblättern eines Flyers von Pranahaus zu entdecken... Wie schön, dass Wunder für mich Wirklichkeit werden. Wie schön, dass mir das Leben wohl gesonnen ist. Mögest du auch diese Gnade erfahren. Mögest du ebenso dein Leben als Geschenk wahrnehmen können. Mit der Liebe, den Wegen, der Arbeit, der Freude und dem Rauschen der Blätter in den hohen Bäumen, während in der Ferne die Geräusche der Zivilisation ihre eigenen Melodien spielen. "Meine starken Schwingen tragen mich, zurück in meine Wiege. Mein Ort, wo die Seele ward geboren, dort, wo Alles Nichts ist, in Frieden eingebettet. Die Liebe allumfassend und bedingungslos. Sie zu spüren und Kraft meines Namens, glückselig im Herzen, wärmend und leuchtend, lieblich und rein, ganz in meinem Sein. Die Liebe zu mir selbst gewonnen. So gesegnet ich bin, wahrhaft ein göttliches Kind. Danke. Amen" (Renate Linsmeier: Gebete für die Seele in der neuen Zeit - Heilende Worte aus der geistigen Welt) Der Wind und der Zufall flüstern mir oft Begebenheiten zu. Aber manchmal kommen auch Erzählungen, Gedichte oder Lieder auf ganz anderm Wege zu mir...
Bei Facebook habe ich folgende Sufi-Geschichte gelesen, die ich hier teilen möchte: Ein König befragte einmal die Weisen an seinem Hof und sagte zu ihnen: „Ich lasse mir einen wunderschönen Ring machen. Ich habe die besten Diamanten, die man bekommen kann. Ich möchte in dem Ring eine verborgene Botschaft haben, die mir in Zeiten völliger Verzweiflung helfen kann. Sie muss sehr kurz sein, damit sie unter dem Diamanten des Rings verborgen werden kann.“ All die Weisen, all die großen Gelehrten hätten lange Abhandlungen darüber schreiben können. Aber ihm eine Botschaft zu geben, die nur zwei oder drei Worte enthielt und ihm in Zeiten größter Verzweiflung helfen würde… Sie dachten nach, sie schauten in ihre Bücher, aber sie konnten nichts finden. Der König hatte einen alten Diener, der ihm fast wie ein Vater war. Er war schon der Diener seines Vaters gewesen. Die Mutter des Königs war früh gestorben, und dieser Diener hatte sich um ihn gekümmert. Deshalb wurde er nicht wie ein Diener behandelt, und der König hatte großen Respekt vor ihm. Der alte Mann sagte: „Ich bin kein Weiser, bin nicht gebildet und nicht gelehrt, aber ich kenne die Botschaft. Es gibt nämlich nur eine Botschaft. Diese Männer können sie dir nicht geben. Nur ein Mystiker, jemand, der sich selbst erkannt hat, kann sie dir geben. Während meines langen Lebens im Palast bin ich allen möglichen Menschen begegnet, darunter einmal einem Mystiker. Er war bei deinem Vater zu Gast, und ich wurde ihm als Diener zugeteilt. Als er abreiste, gab er mir als Geste des Danks für meine Dienste diese Botschaft…“ Und er schrieb sie auf einen kleinen Zettel, faltete ihn zusammen und sagte zum König: „Lies sie nicht jetzt. Halte sie in deinem Ring verborgen und öffne sie erst, wenn alles gescheitert ist, wenn es keinen Ausweg mehr gibt.“ Diese Zeit sollte bald kommen. Das Land wurde überfallen, und der König verlor sein Reich. Er musste auf seinem Pferd fliehen um sein Leben zu retten, und die feindlichen Reiter verfolgten ihn. Er war allein; sie waren in der Überzahl. Er kam an einen Ort, wo er anhalten musste, weil der Weg zu Ende war – er stand an einer Klippe über einem tiefen Abgrund. Dort hinunter zu fallen, wäre das Ende gewesen. Er konnte nicht zurück, weil dort die Feinde waren, und er hörte bereits die Hufe ihrer Pferde. Er konnte nicht vorwärts gehen, und es gab keinen anderen Weg. Plötzlich erinnerte er sich an den Ring. Er öffnete ihn, nahm den Zettel heraus, und darauf stand eine kurze Botschaft von sehr wertvoller Bedeutung. Sie hieß: „Auch dies wird vorübergehen.“ Während er den Satz las, wurde er ganz still. „Auch dies wird vorübergehen.“ Und es ging vorüber. Alles geht vorbei. Nichts ist beständig in dieser Welt. Die Feinde, die ihn verfolgt hatten, hatten sich wohl im Wald verlaufen, hatten wohl einen falschen Weg eingeschlagen. Nach einer Weile konnte er die Laute ihrer Hufe nicht mehr hören. Der König verspürte große Dankbarkeit gegenüber seinem Diener und jenem unbekannten Mystiker. Diese Worte hatten wie ein Wunder gewirkt. Er faltete den Zettel wieder zusammen, steckte ihn zurück in den Ring. Er sammelte seine Truppen wieder um sich und eroberte sein Reich zurück. Und der Tag, an dem er siegreich wieder in seine Hauptstadt einzog, wurde in der ganzen Stadt großartig gefeiert, mit Musik und Tanz. Er war sehr stolz auf sich selbst. Der alte Mann ging neben seinem Wagen her. Er sagte: „Auch jetzt ist es wieder der richtige Moment. Schau die Botschaft noch einmal an.“ „Was meinst du damit?“ sagte der König. „Jetzt bin ich siegreich. Das Volk feiert mich. Ich bin nicht verzweifelt; ich bin in keiner auswegslosen Situation.“ „Hör mir zu,“ sagte der alte Mann. „Das hat mir der Heilige damals gesagt: Diese Botschaft ist nicht nur für Zeiten der Verzweiflung; sie ist auch für Zeiten der Freude. Sie gilt nicht nur, wenn du Verlierer bist. Sie gilt auch, wenn du Sieger bist; nicht nur wenn du der Letzte bist, sondern auch wenn du der Erste bist.“ Der König öffnete seinen Ring und las die Botschaft: „Auch dies wird vorübergehen.“ Und plötzlich überkam ihn derselbe Frieden, dieselbe Stille – mitten in der Menge, die jubilierte, feierte und tanzte. Sein Stolz, sein Ego waren verflogen. Alles geht vorüber. Er bat seinen alten Diener, in seinen Wagen zu kommen und neben ihm zu sitzen. Er fragte ihn: „Gibt es noch etwas? Alles geht vorüber… Deine Botschaft hat mir ungemein geholfen.“ Der alte Mann sagte: „Das Dritte, was mir der Weise damals sagte, war: ,Vergiss nicht, dass alles vorübergeht. Nur du bleibst, du bleibst ewig als Zeuge.’“ Alles geht vorbei, aber du bleibst. Du bist die Wirklichkeit; alles andere ist nur ein Traum. Es gibt schöne Träume, und es gibt Alpträume. Aber es spielt keine Rolle, ob es ein schöner Traum oder ein Alptraum ist. Was eine Rolle spielt, ist das, was den Traum sieht. Dieses Sehen ist die einzige Wirklichkeit. to swim (Englisch) = schwimmen
Im Oktober, es dauert noch ein wenig, ist es zwei Jahre her, dass ich beschlossen habe, wöchentlich einen Blogartikel bzw. Text zu verfassen. Ich schreibe und schreibe. Sehr unterstützend ist die Tatsache, dass mich bisher nicht die Inspiration verlassen hat. Neue Themen fließen mir zu. Ich schwimme. "Swim" heißt das neue Album der Sängerin und Musikerin Lisa Hannigan. Für mich gehört sie zu den am meisten zu wenig geschätzten Künstlern. Ich finde ihre Musik umwerfend, tief gehend, berührend, poetisch und einfach unfassbar schön. Erschüttert stelle ich fest, dass kaum jemand sie kennt. Ihre Lieder liebe ich dermaßen, dass ich mich mit ihren englischen Texten auseinandersetze. Lisa Hannigan ist aus Irland und singt englisch. Ihre Stimme hüllt mich ein wie Samt, egal, wie traurig oder optimistisch das jeweilige Lied daher kommt. Besonders mag ich "We the drowned": youtu.be/ytQQE859294 We, The Drowned We, the drowned Hold our hollow hearted ground Til we swallow ourselves down Again We, the ashes We spend our days like matches And burned ourselves as black as The end We know not the fire in which we burn But we sing and we sing And the flames grow higher We read not the pages which we turn But we sing and we sing and we sing We, the wrong We the sewn up and long gone Were before and all along Like this We, the drowned The lost and found out We are all finished again Deutsche Übersetzung: Wir, die Ertrunkenen Behaupten uns hohlherzig Bis wir uns wieder selbst herunterschlucken Wir, die Asche Wir verbringen unsere Tage wie Streichhölzer Und haben uns so schwarz verbrannt wie Das Ende Wir kennen das Feuer nicht, in dem wir brennen Aber wir singen und wir singen Und die Flammen wachsen höher Wir lesen die Seiten nicht, die wir umblättern Aber wir singen und wir singen und wir singen Wir, die Falschen Wir, die Zugenähten und längst Vergangenen Waren zuvor schon und immer schon So Wir, die Ertrunkenen Die Verlorenen und Erwischten Wir sind wieder ganz fertig Es ist diese Stärke im Aufgeben und Hingeben, jedoch wieder Aufstehen bzw. Stehenbleiben. "Aber wir singen und wir singen und wir singen..." Egal, was passiert, seinen Weg gehen. Den Weg, den es noch gar nicht gibt. Er wird erst sichtbar beim Zurückschauen. Dann siehst du, welche Hügel du schon überquert hast. Dann siehst du die Flüsse mit ihren Stromschnellen. Du bist da hindurchgewatet, hinübergeschwommen. Und selbst, wenn du dabei ertrunken bist, lebst du weiter. Merkst, dass du nicht gestorben bist, trotz deiner Verlorenheit. Gerade dann ist der richtige Moment, sich an ein Lagerfeuer zu setzen. Die Funken im Feuer senden einen Samen der Zuversicht in dein Herz. Was immer dein "Singen" ist, die Saat wird aufgehen. In dein Leben kommen wie die Amsel auf dem Dach gegenüber. Sie ist einfach da. Niemand fragt, warum sie "singt". Ich schreibe weiter. Ich singe weiter. Ich lebe weiter. Ein Fisch in einem riesigen Schwarm mit vielen Unbekannten. Ich schwimme. Das fühlt sich nicht gerade sicher an. Kein Grund unter den Füßen. "But we sing and we sing and we sing... " "Immer steigt im Geist ein großes Vertrauen,
eine starke Zuversicht auf, wenn eine Ordnung zutage tritt." (Johannes Kepler) Das Leben kann man sich unter anderem so vorstellen wie ein Theaterstück. Es gibt verschiedene Rollen. Unterschiedliche Charaktere. Und es gibt einen Regisseur. Auch einen Hauptakteur. Die Crux bei der ganzen Angelegenheit liegt in der Tatsache, dass jeder Mensch die Aufgabe hat eine doppelte Belastung zu tragen und dabei das Geschehen auch noch möglichst gut zu genießen als Weg. Der Mensch sollte Regie in seinem Dasein führen und er spielt die Hauptrolle. In Hollywood setzt mancher Schauspieler einen Traum um, wenn er eine gute Karriere hingelegt hat und sattelt um in das Metier Regie. Und nicht selten übernimmt er die Hauptrolle in seinem Film. Mir fällt jetzt spontan Clint Eastwood ein. Oder Robert Redford. Aber es soll hier nicht um Hollywood gehen. Mir ist noch eine andere Metapher eingefallen: Gehen wir davon aus, wir sind der Kapitän auf unserem Schiff. Wenn wir uns in unserer Kajüte verkriechen, tanzen die Mäuse auf dem Tisch und die Mannschaft vielleicht mit. Uns entgeht, wohin die Reise geht. Irgendwann wieder einsatzbereit tauchen wir auf der Kommandobrücke auf und sehen den Schlamassel: Chaos überall und kein Land in Sicht. So schön stilvolles, kreatives Durcheinander sein kann, so wichtig ist auch eine gewisse Übersicht. Je mehr ich in einer inneren Unordnung versinke, umso mehr schreit es in mir nach Aufgeräumtheit im Außen. Nicht schlecht, denn es hängt ja alles zusammen und die Gedanken beruhigen sich eher in einer sortierten Umgebung. Aber noch einmal zurück zum Theaterstück. Zu erforschen, nach welchen sichtbaren und unsichtbaren Gesetzen unser Leben bisher verlaufen ist, kann Licht in's Dunkle bringen. Ja, der rote Faden, da kommen wir nicht drumrum, uns den anzuschauen. Dieser rote Faden ist ein kniffliges Ding. Wir denken oft, er ist groß und breit, nicht zu übersehen. "Ich habe schon immer Engel gesehen. Dann durfte ich nicht. Aber jetzt sehe ich sie wieder. Und meine Praxis brummt. Außerdem schreibe ich an meinem zehnten Buch, kommt im Herbst raus." Der rote Faden kann sehr zart aussehen. "Ich war ein fröhliches Kind. Aber etwas hat mir die gute Laune ausgetrieben. Jetzt arbeite ich daran, ein selbstbestimmtes und dankbares Leben zu führen. Meine Aufgabe besteht möglicherweise darin, mir meine Lebensfreude zurück zu erobern." Zu banal? Ich weiß nicht. Alles ist relativ. Ich habe eine Ahnung von meinem roten Faden bekommen und das System dahinter angeschaut. Es geht ja nicht nur um mich. Es geht um meine Familie, es geht um fest eingebrannte Glaubenssätze, die sich über Generationen halten konnten. Es tut gut, zu wissen, dass alles einen Sinn hat. Dass es in Ordnung ist: So, wie es war. So, wie es ist. Und so, wie es sein wird. Vertrauen und innerer Frieden - überhaupt nicht banal. Jeder rote Faden ist sinnvoll. Jedes Leben ist wertvoll. Ein Schatz im großen Universum. Mögen wir dies erkennen... "Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen, Die Sonne stand zum Grusse der Planeten, Bist alsobald und fort und fort gediehen, Nach dem Gesetz, wonach du angetreten. So musst du sein, dir kannst du nicht entfliehen, So sagten schon Sibyllen, so Propheten; Und keine Zeit und keine Macht zerstückelt Geprägte Form, die lebend sich entwickelt." (Johann Wolfgang von Goethe) Sie weiß es nicht, wie und wann es anfing. Sagt sie.
Und sie weiß es ebenso wenig, wie und wann es aufhörte. Ihre Klasse hat sie ein Jahr lang "geschnitten". Was ist schon ein Jahr? Für einen jungen Menschen ist es seine Realität und sein auf eine gewisse Weise empfundenes "Für immer". Dieses "Schneiden", "Vermeiden" nennt man heutzutage Mobbing. Es gibt verschiede Arten von Mobbing, solches Verhalten gehört dazu. Aber Schneiden" ist anders, nicht wahr? Nicht so zerstörerisch wie Mobbing? Fragt sie. Nicht so schlimm? Irrtum! Sie war ein Kind, damals, wohl so zehn Jahre alt. Niemand sprach mit ihr. Darüber, dass sie geschnitten wurde, draußen war, allein. Dabei wollte sie einfach dazu gehören. Geliebt werden. Wie wir alle. Schneiden, was für ein Wort, was für ein Begriff... Schneiden tun sich manchmal Jugendliche. Dafür gibt es eine verniedlichende Bezeichnung, die ich hier lieber nicht verwende. Und ich gehe auch nicht näher darauf ein. Nur soviel: Wenn jemand sich schneidet, ob mit oder ohne Absicht (die meisten Unfälle geschehen in der Häuslichkeit) - schaue genau hin! Etwas steht der Person im Weg, oft sie selbst - oder es hat sich etwas zusammengebraut. Unsere Seele ist wie ein Vogelschwarm. Manchmal kommt ein Vögelchen abhanden. Es fehlt. Schmerzhaft. Wir sollten es retten. Das ist wichtig!!! Und wir sollten uns auch ebenso selbst retten. Wenn einschneidende Ereignisse in unser Leben treten, uns fragen, ob und woher uns die Situation bekannt vorkommt, wir uns an sie "erinnern". Wir dürfen dann (ich fordere nicht auf, ich lade ein) erkunden, wohin sich der verschreckte Vogel (weil evtl. Mobbing ihn vertrieben hat) sich versteckt hat und ihn fragen, was er braucht von uns, damit er zurückkehren kann zu unserem Seelenschwarm. Denn wir sind keine Vogelkinder mehr, wir sind erwachsene Vögel, gerne auch schräge, jedoch immer in der Lage, für uns selbst zu sorgen. Wer Hilfe braucht, sollte sie sich holen. Von professioneller Seite. Es gibt viele Menschen, die Unterstützung anbieten. Wer sucht, findet. Das Angebot ist groß. Ich habe das Gefühl, allein mit dem Einblick in das Thema "Geschnitten werden" eventuell einen Impuls zu geben an Menschen, die davon betroffen sind und dass es ihnen im besten Fall den Antrieb gibt, etwas anzuschauen, um aus einem Dilemma herauszufinden und heilsame Schritte in Angriff zu nehmen. Allein den Zusammenhang anzuerkennen zwischen "geschnitten werden" und "Schneiden" ist ein Heilweg. Mehr kann ich nicht tun. Auch meine Seele ist ein Vogelschwarm. Und meine Vögel sind weiß Gott nicht alle bei mir zu Hause. Die Tiefe sollte man achten. Die Verzweiflung sehen. Und die Hand reichen. Immer. Ich habe mir neulich den Lifestream einer von mir sehr geschätzten Künstlerin angeschaut.
Sie stellte eine Frage in den Raum und ich wusste die perfekte Antwort. Schnell schrieb ich das Zauberwort in den Chat. Sie erzählte weiter und weiter, scrollte sich durch die Kommentare, ging auf den einen oder anderen ein. Und... sie nannte genau das Zauberwort. Aber sie hat nicht mitbekommen, dass ich es schon erwähnt hatte. Ach ja, wie schade, dachte ich. Übersehen zu werden, nicht gehört. Irgendwie in der Masse zu verschwinden. Ein mir vertrautes Phänomen. Ach ja, wie schade. Wem geht das manchmal nicht ähnlich? Als ich kurz davor stand, meine CD zu veröffentlichen, sagten mir andere Menschen: "Was denkst du dir dabei? Es gibt schon so viele? Warum soll sich überhaupt jemand für deine Musik interessieren?", sie schauten mich an, als hätte ich den Verstand verloren. "Wenn ich nicht daran glauben würde, dass meine CD Wege finden wird zu den Leuten, dann hätte ich doch keine Chance, meinen Traum umzusetzen. Ich glaube einfach. Was heraus kommt, kommt." Die "Traumfänger" im kritischen Sinne hatten selbst eine CD aufgenommen. Argwöhnisch sahen sie mich an. War da Neid auf meine Unbedarftheit mit im Spiel? Meine damaligen Gesprächspartner wurden für ihren Geschmack zu wenig beachtet und geachtet. Mutmaßte ich. Ach ja, schade. Vor einer Woche ging es hier in meinem Blog um den Aal und die Spiritualität der Tiere. Eben habe ich gerade nachgeschaut, welche Bedeutung dem Aal als Krafttier beigemessen wird. Oh, da stand eine Menge im Internet. Was bei mir hängen blieb, waren die Themen Neid, Rückzug und Tarnung. Der Aal will nicht gesehen werden. Er durchlebt sogar eine Phase als durchsichtiger Aal, in welcher er als "Glasaal" bezeichnet wird. Die Unsichtbarkeit, das Verschwimmen mit all dem, was schon da ist, kann eine Gnade sein, weil sie vor Dingen schützt, die mich überfordern oder gar zerstören könnten. Werde ich gesehen, projiziert meine Umgebung Positives auf mich, aber auch Negatives. Kann ich das Negative aushalten? Warum ist der Aal in mein Leben geschwommen vor einigen Tagen? Worauf möchte er mich aufmerksam machen? Ich habe oft das Gefühl, ich habe eine Aura aus Glas. Durchsichtig, zerbrechlich. Manchmal denke ich auch an Luft oder ein Nichts. Dinge fließen durch mich hindurch. Oder lassen mich zerspringen. Das, was mir verloren geht durch die Unsichtbarkeit, wiegt wenig im Vergleich zu dem goldenen Mantel, den sie mir schenkt. Die Unsichtbarkeit ist nichts "Schlechtes". Als Glasaal lerne ich meine Ressourcen achtsam einzuschätzen und auf meine Intuition zu hören. Als Glasfalter weiß ich, dass ich fliegen lernen kann und mir während dieser Phase eine Tarnkappe zur Verfügung steht. Als gläserne Frau achte ich auf meine Gedanken, Gefühle, höre hin, was sie mir vermitteln wollen. Wo besteht Änderungsbedarf? Denn ich könnte zerfallen in Tausend Einzelteile. Das weiß ich als gläsernes Wesen. Somit schwimme ich gern mit dem Aal, lasse die Metamorphosen zu und erkenne die Geschenke, die mir eine gewisse Unsichtbarkeit in den Schoß legt. Ein Baum wächst nicht über Nacht. Gar nicht schade. Ich habe Zeit. Wie viel, weiß ich nicht. Aber ich bin mir sicher, dass es reichen wird. Um die zu werden, die ich im Tiefsten meine Seele schon seit Ewigkeiten bin. Das ist jetzt ein etwas heikles Thema.
Warum? Weil es schwierig ist, einzuschätzen, was spirituell ist und was nicht. Weil es schwierig ist, zu sagen, ob Spiritualität per se überhaupt "gut" ist. Was sind das für Fragen... Nach meiner Meinung ist jedes Wesen spirituell. Jeder Mensch, jedes Tier, jede Pflanze, jedes Wesen. Es bedeutet nicht, Yoga zu praktizieren, zu räuchern und Mantras zu rezitieren. Kann es, muss es nicht. Möglich, dass es darauf ankommt, einfach zu sein. Und auf uns Menschen bezogen, ein liebender Mensch zu sein. Unsere Hündin ist eine wahre Lehrmeisterin. Wenn sie draußen ist, wird sie aktiv. Sie nimmt die Umwelt mit allen Sinnen auf und verliert sich im Hier und Jetzt. Ja, sie verschmilzt regelrecht mit dem Universum. Kaum zu Hause angekommen, fällt sie um und schläft ein. Es gibt nichts zu tun. Für sie. Auf dem Foto oben ist auch eine Katze zu sehen. Im Hintergrund, etwas mystisch. Dass Katzen Zenmeister sind, ist fast überflüssig zu erwähnen. Ach, und die Schnecke? Was ist das für ein Wunder? Ästhetische Langsamkeit, Verletzlichkeit unterwegs - stets mit einem kleinen Schloss auf dem Rücken. Eine unorthodoxe Prinzessin, oder Königin. Oder oder... Nebenberuflich Architektin. So und nun kommen wir zu den Aalen. Ich lese gerade das Buch "Das Evangelium der Aale" von Patrik Svensson. Es beginnt mit einem Spruch: "Later in the same fields He stood at night when eels Moved through the grass like hatched fears" (Seamus Heaney) "Später in den gleichen Feldern Er stand nachts als sich die Aale wie ausgebrütete Ängste durch das Gras bewegten" Was habe ich mir nun angelesen? Et voilà: Allein die Geburt der Aale galt lange als Rätsel. Inzwischen weiss man, dass die europäischen Aale im Frühling im nordwestlichen Atlantik, genauer gesagt: in der Saragossasee, laichen, ihre Eier ablegen und diese befruchten. Irgendwann schlüpft eine winzige durchsichtige Larve, die sich auf eine weite Reise begibt. Wenn sie an der europäischen Küste ankommt, ist sie inzwischen zu einem Glasaal herangewachsen. Zu einem gläsernen Aal. Später geht die Wanderung gen Süßwasser und dann färbt sich der Aal zu einem Gelbaal. Dieser zieht weiter durch Flüsse und Bäche, aber auch über Wiesen hinweg... Wer hätte das gedacht, daher am Anfang das Zitat von Seamus Heaney. Ein Fisch, der sich über das Festland bewegen kann. Ein Tier, das Fisch ist, aber auch Schlange. Auf eine gewisse Art. Besonders faszinierend ist dann Folgendes: Er beschließt eines Tages, angekommen zu sein und bleibt viele Jahre an einem Standort. Fünfzehn bis dreißig Jahre lebt der Aal als Eremit. Bis er plötzlich beschließt, dass die Zeit gekommen ist, sich fortzupflanzen. Dann wechselt er ein viertes Mal sein Äußeres, wird zum Blankaal und zieht wieder in den Atlantik heraus. Und als interessante Krönung der Entwicklung dieses fabelhaften Tieres: Während der letzten Etappe löst sich der Verdauungsapparat des Aales auf und seine Geschlechtsorgane bilden sich erst jetzt heraus. Ich dachte immer, Frösche machen die eindrucksvollste Metamorphose durch. Nein, der Aal lässt in meinen Augen die Zustände von Materie und Nichtmaterie miteinander fusionieren. Was nicht gebraucht wird, verschwindet. Und um seinen Lebenssinn zu erfüllen, sich zu erhalten in seiner Art, erschafft er in seinem Leib die Vorraussetzungen dafür. Er findet sich erneut in der Saragossasee ein und der Kreis schließt sich. Eine wahre Heldenreise endet und beginnt im selben Augenblick. Mit menschlichen Augenmaß betrachtet ist der Aal ein sehr spiritueller Fisch. Und wie gesagt, er hat Eigenschaften eines Fisches und die einer Schlange. Aber er ist Fisch, er wurde von den Wissenschaftlern so eingeordnet im Reich der Tiere. Wenn ich solche Geschichten lese, vergeht mir echt der Appetit auf Aal. Was dazu führt, dass ich noch mehr keine Tiere essen mag. Und selbstverständlich erfülle ich damit ein wichtiges, landläufiges Kriterium des sogenannten spirituellen Menschen. Hmm. Ein wenig Selbstironie. Denn nach meiner Meinung ist jedes Wesen spirituell. Jeder Mensch, jedes Tier, jede Pflanze, jedes Wesen. Aber der Aal besonders. "Later in the same fields..." |
Inés Witt
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